Die Zukunft der Stadt Burgdorf

  09.04.2024 Aktuell, Foto, Burgdorf, Gesellschaft, Politik

Besucherinnen und Besucher jeder Altersklasse fanden sich am vergangenen Donnerstag in der Aula im Schulhaus Gsteighof ein, um an der Zukunftsvision der Stadt Burgdorf teilzunehmen und sich einzubringen. Jeder und jedem war klar, dass es sich um eine ganz andere Form von Speed Dating handeln sollte, nämlich um die Vernetzung von Ideen und Vorstellungen.
Der Stadtpräsident Stefan Berger zeigte sich sehr erfreut, so viele Burgdorferinnen und Burgdorfer begrüssen zu können, die sich dafür interessieren, in welcher Form sich die Emmestadt in Zukunft zeigen soll. Die Stadt stehe vor grossen Herausforderungen, beis­pielsweise was den demographischen Wandel, die Klimaveränderungen oder die Digitalisierung angehe. Dieser Anlass solle dazu beitragen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und zu finden. Es würden sich Fragen über Fragen stellen und die Antworten sollen von den Menschen kommen, die in dieser Stadt leben.
 
Was zeichnet Burgdorf heute aus?
Der Abend wurde moderiert von Stefan Pabst, Projektleiter Think Wire, Zürich. Während einiger Zeit hat dieser die Stadt Burgdorf kennengelernt, mit vielen Menschen gesprochen, diskutiert und nun auf den Punkt gebracht, was die Stadt Burgdorf aus der Sicht der Bewohnenden heute auszeichnet. Es sind die Voraussetzungen in Burgdorf, zum Beispiel das Emme-Erholungsgebiet in der Nähe, das ideal ist, die Natur zu erleben und wieder mehr Ruhe ins Leben zuholen. Aus all den Gesprächen und Diskussionen kristallisierte sich heraus, wie vielfältig die Stadt Burgdorf ist:
1. Burgdorf habe es schon immer geschafft, all die vielfältigen Bedürfnisse von Menschen, die in die Stadt kommen, um Dienstleistungen, Angebote oder Arbeit zu finden, unter einen Hut zu bringen.
2. Die gute Schnittstellen-Funktion von Burgdorf zwischen Stadt und Land, zwischen Bern und Emmental.
3. Burgdorf gelte auch als Pionierstadt mit Mut zu Neuem.
4. Wie hoch die Solidarität mit den geflüchteten Menschen war, die hier gelandet sind, wie ihnen mit Offenheit und Unterstützung begegnet wurde. Burgdorferinnen und Burgdorfer würden sich selbst als hilfsbereit wahrnehmen.

Was die Zukunft bringen wird
Der Moderator fasste zusammen: «Die Menschen werden länger leben. Die Umwelt wird sich verändern, wir werden es mit extremeren Wetterverhältnissen zu tun haben als bisher. Die Digitalisierung wird uns begleiten und nicht wieder verschwinden. Die Vielfalt in unserer Gesellschaft wird hochbleiben oder gar zunehmen. Es wird Druck auf die räumliche Infrastruktur geben, wenn die Städte weiter so wachsen. Verdichtetes Bauen wird angesagt sein und neue Konzepte für den Städte­bau müssen erarbeitet werden. Die Bildungslandschaft wird sich total verändern, Menschen werden in späteren Jahren noch Neues lernen wollen. Der Wunsch nach Ruhe, nach Entschleunigung wird noch zunehmen und Orte wie Burgdorf werden an Attraktivität gewinnen. Wir werden immer mehr Prozesse in unserem Leben an intelligente Maschinen abgeben, die dann Entscheidungen für uns treffen. Ob das so gut ist, dass wir gewisse Dinge nicht mehr selber entscheiden, sei dahingestellt. Wir werden durch virtuelle Technologien mehr Freiheit bekommen, von wo aus wir arbeiten und mit wem wir uns vernetzen. Das wird zu Vereinzelungen führen, mehr Menschen werden sich zurückziehen und einsam sein. Gesundheit und Krankheit werden in unser aller Leben weiterhin eine grosse Rolle spielen. Umgebung und Gebäude sollen noch besser konzipiert werden, damit es der Gesundheit entgegenkommt. In der Arbeitswelt stehen grosse Herausforderungen an. Das Berufsbild muss erweitert und das Handwerk aktualisiert werden. Wenn über Fortschritt, Stabilität und Sicherheit geredet wird, dann geht es hauptsächlich um die Gemeinschaft, die in der Lage ist, sich auszutauschen, obwohl sich die Perspektiven unterscheiden»

Was sich Burgdorferinnen und Burgdorfer für ihre Stadt wünschen
In einer speziellen Runde brachten die Anwesenden jeweils zu zweit ihre Überlegungen zu ausgewählten Themen auf Papier. In den weit über hundert Hinweisen war deutlich zu spüren, wie wichtig ihnen die Gemeinschaft und das Miteinander auch in Zukunft sein soll: Generationenübergreifendes Wohnen, bezahlbaren Wohnraum und mehr attraktive Begegnungsorte für verschiedene Generationen fördern, Begegnungsplätze mit mehr Grün schaffen und betonierte Plätze wieder aufbrechen, das Fördern von Nachbarschaftsunterstützung, mehr teilen, weil nicht jeder alles haben muss. Die Stadt sollte kinder- und jugendfreundlicher werden, was als wichtige Investition in die Zukunft gesehen und gewertet werden muss. Sie sollte mehr Mut zu neuen Lehrformen haben, mehr Gastronomie anbieten und die Oberstadt wieder mehr beleben. In der Stadt der Zukunft sollte das physische Miteinander wichtig sein und Burgdorf damit eine wünschenswerte, lebendige Stadt bleiben.
Stefan Pabst wird mit seinem Team die Aufzeichnungen auswerten und zu einem späteren Zeitpunkt werden Bewohnerinnen und Bewohner von Burgdorf erneut die Möglichkeit haben, auf die Entwicklung der Stadt Einfluss zu nehmen.

Rosmarie Stalder

 


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