Aus der Region für die Region

  09.04.2024 Aktuell, Foto, Gesellschaft, Region

Klimawandel und Energieversorgung sind Themen, welche die Leute in den vergangenen Jahren stark beschäftigten und deren Aktualität auch in Zukunft nicht abnehmen wird. Erneuerbare Ressourcen zur Energieproduktion und alternative Brennstoffe sind immer gefragter. Eine mögliche, klimafreundlichere Alternative in der Energieversorgung ist Biogas. Laut Hans Christian Angele, Leiter Branchenkommunikation und Geschäftsführungsmitglied des Verbandes der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) «gaz energie», zählt der VSG schweizweit 44 Biogasanlagen, die in das Schweizer Netz einspeisen. Gerade einmal vier davon sind landwirtschaftliche Anlagen. Diejenige, die auf dem Hof der Familie Aeberhardt in Vilbringen 6, Kirchberg, geführt wird, ist die einzige landwirtschaftliche Kleinanlage und ist daher ein Vorreiterprojekt, welches das Potenzial erneuerbarer Energieproduktion aufzeigt. Am vergangenen Donnerstag, 4. April 2024, stellten die Hofgemeinde Aeberhardt / Savary, der Schweizerische Gasverband, die Energiewirt GmbH sowie die Localnet AG den geladenen Gästen die Biogas-Anlage genauer vor. Bei einem leckeren «Buure-Zmorge» wurden Entstehung, Funktion und Zusammenspiel der verschiedenen Parteien genauer erläutert.

Biogas verfügt über eine hohe Bedeutung in der Energieversorgung
Hans Christian Angele begrüsste die Anwesenden und hob die speziellen Eigenschaften der Biogas-Anlage auf dem Hof der Familie Aeberhardt hervor. «Zum einen ist der Hof denkmalgeschützt, was gewisse Herausforderungen bei der Planung mit sich brachte. Zum anderen haben wir nun erstmals eine landwirtschaftliche Kleinanlage, die Biogas ins Gasnetz einspeist», hielt er fest.
Grossratspräsident Francesco M. Rappa unterstrich in seiner Rede die Nachhaltigkeit von Biogas und bezeichnete dieses als «umweltfreundliche Energiequelle». «Biogas leistet in der Energieversorung einen immer wichtigeren Beitrag», stellte er weiter klar. Mit Blick auf die weltweite geopolitische Lage sei die Energieversorgung ein akutes Thema, welches die Menschen zu Recht beschäftige. Er lobte das Projekt auf dem Hof der Familie Aeberhardt: «Lokale Gemeinschaften arbeiteten zusammen und liessen so Ideen Realität werden.» Francesco M. Rappa dankte im Namen des Kantons Bern allen Beteiligten für ihr wichtiges Engagement.

Ein langer Weg, der sich gelohnt hat
Vanessa Aeberhardt kam schliesslich auf die Entstehung und Anwendung der Biogas-Anlage zu sprechen. Der Weg bis zur fertigen Anlage sei nicht einfach gewesen und habe diverse Herausforderungen bereitgehalten. «Letztlich konnten wir diese in Zusammenarbeit mit den beteiligten Parteien allesamt meistern», zeigte sie sich erfreut.
Als Rohstoff für das Biogas dient die Gülle der Kühe des Landwirtschaftsbetriebs. Diese wird gesammelt und somit zur Gasressource. Ergänzt wird die Gülle durch Mühlestaub des Burgdorfer Futterherstellers Kunz Kunath AG. Nebst dem Biogas produziert die Anlage emissionsärmere und besser aufnehmbare Gärgülle, die als Dünger genutzt wird. «Das hat auch den Vorteil, dass diese Gülle weniger stinkt – auch zur Freude unserer Nachbarn», sagte Vanessa Aeberhardt schmunzelnd.
Im Fermenter entsteht nach und nach Rohgas, das in einem Ballon festgehalten wird. Dieses Rohgas wird dann in einen sich ebenfalls auf dem Hof befindenden Aufbereitungscontainer weitergeleitet. Hier kommt die Energiewirt GmbH ins Spiel. «Das Rohgas wird von uns schliesslich zu Biomethan aufbereitet und so ins Gasnetz der Localnet AG eingespeist», erklärt Geschäftsführer Adrian Neuenschwander. Und wen versorgt die Localnet AG schliesslich mit dem Biogas höchster Qualität? «Mit der Stadt Burgdorf fanden wir einen Abnehmer für das Biogas», erläutert Marcel Stalder, Leiter Marketing und Verkauf der Localnet AG. Man sei stolz, Teil dieses gelungenen Projekts zu sein und somit einen Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Die Biogas-Anlage in Kirchberg kann pro Jahr rund 120 000 Kubikmeter Biogas produzieren. Das reicht, um rund 20 Prozent des Gasbedarfs der stadteigenen Liegenschaften Burgdorfs abzudecken. Die Energieversorgung der Zähringerstadt wird dank dem Biogas aus Kirchberg somit um einiges klimafreundlicher.
Bei einem Apéro und einer Besichtigung erhielten die Anwesenden einen weiteren Einblick in die Biogas-Anlage und liessen den Anlass gesellig aus­klingen.

Joel Sollberger


Image Title

1/10


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote