Glanzvolle Premiere einer eindrücklichen Inszenierung

  27.03.2024 Aktuell, Foto, Gesellschaft, Region, Jegenstorf, Vereine

Vergangene Woche lud die Remise-­Bühni Jegenstorf zur Premiere ihrer neuesten Produktion «Der Beweis» von David Auburn ein. Das (mit Pause) gut zwei Stunden dauernde Stück handelt von der Grenze zwischen Genie und Wahnsinn, von verschiedenen Graden und Arten der Liebe, von Pflichtgefühl, Pflicht und deren (Nicht-)Erfüllung, von mathematischen und anderen Beweisen.

Zum Stück
Robert, ein bei den Studierenden beliebter Mathematikprofessor, ist gestorben – am nächsten Tag soll die Beerdigung stattfinden. Im alten Haus, in dem Tochter Catherine den in den letzten Jahren an einer mysteriösen Geisteskrankheit erkrankten Vater gepflegt hat, nisten sich zwei weitere Personen ein: Catherines Schwester Claire, die lange Jahre durch Abwesenheit geglänzt hat und nun nach dem Rechten schauen will, und Eddy, ein ehemaliger Student, der auf der Suche nach verwertbarem Studienmaterial ist. Als Eddy dank Catherine in einer verschlossenen Schublade ein Notizbuch mit einem genialen mathematischen Beweis findet, ist er ganz begeistert – bis er erfährt, dass dieser Beweis nicht aus Roberts Feder stammt …

Gekonntes Spiel mit widerstreitenden Emotionen
Davina Siegenthaler hat mir ihrer Inszenierung eine spannende Mischung aus erinnerungs- und spannungsgeladenen, romantischen, komischen und poetisch anmutenden Szenerien geschaffen.
Das Stück selbst bringt bereits viele Voraussetzungen mit für diese aufwühlende und doch von der ersten bis zur letzten Minute faszinierenden Inszenierung.
So spricht etwa in der ersten Szene Catherine mit ihrem Vater. Aber bereits während dieses Gesprächs wird immer klarer, dass der geisteskranke Vater vor einigen Tagen gestorben ist und daher nicht real sein kann. Und damit drängen sich die Fragen auf, die während des gesamten Stücks in der Luft hängen bleiben: Ist Catherine auch geisteskrank? Unzurechnungsfähig und pflegebedürftig? Oder vermischt sie lediglich Realität, Erinnerungen und Wunschdenken in der Trauer?
Und worauf ist eigentlich Eddy aus? Und warum taucht Claire quasi aus dem Nichts auf?

Sicheres Gespür für die Mehrdimensionalität der Figuren
Mit sicherem Gespür für die Mehrdeutigkeit und innere Zerrissenheit der Figuren hatten Davina Siegen­thaler und die vier Darstellenden ihren Figuren an der Premiere auf eindrückliche Weise eine eindringliche, die Zuschauenden bewegende Lebendigkeit eingehaucht. Martina Inniger als Catherine, Patrik Aebischer als Eddy, Jessie Fankhauser als Claire und Roland Graf als Robert überzeugten durch komplexe, sorgfältig und detailreich ausgestaltete und in sich stimmige Rollenporträts.
Wichtig für die Gesamtstimmung waren aber auch das liebevoll gestaltete, detailreiche Bühnenbild (Simon Heiniger) und die stimmungsvolle Lichtregie (Thomas Pulfer), die den Spielenden unaufgeregt und gerade dadurch eindrücklich Raum zum wirkungsvollen Ausspielen der Rollenporträts gaben.
Fazit: ein ganz starkes und eindrücklich gespieltes Stück, das einen bestechenden, zum Nachdenken anregenden Theaterabend beschert.

Andrea Flückiger
Weitere Informationen unter www.remise.ch.


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