Das BürgerInForum Kirchberg und Umgebung lud am 27. November 2023 im Stammlokal seiner Anlässe, in der Aula Oberstufe in Kirchberg, alle Interessierten zu einem Vortrag über Demenz ein. Der geladene Gastreferent Dr. med. Markus Guzek, Chefarzt Alterspsychiatrie am Spital Emmental, erklärte den Anwesenden in seinem Vortrag über die Komplexität der Altersdemenz, mit all ihren Abfolgen, in verständlicher Weise, was Demenz bedeutet. «Demenz – mehr als Vergesslichkeit» lautete der Themen­abend in seiner Ausschreibung. Nach sieben Jahren als Leitender Arzt Psychiatrie am Regionalspital Emmental ist der 50-jährige Dr. med. Markus Guzek seit dem 1. Januar 2022 Chefarzt der Klinik für Alterspsychiatrie mit umfangreichen weiteren Aufgabenbereichen in leitender Stellung.

Memory Clinic ist vorbildlich
Im Speziellen stellte Dr. med. Markus Guzek am Vortragsabend die Memory Clinic Emmental vor, das kürzlich eröffnete Ambulante Zentrum im Aebi-Areal in Burgdorf. Nicht eine Klinik oder Station an sich, sondern eine Örtlichkeit mit ambulanter Sprechstunde zur Abklärung von verschiedenen Formen von Hirnleistungsstörungen, mit dem Ziel, Demenz­erkrankungen frühzeitig erkennen und diagnostizieren zu können. Ein Teil der Memory Clinic ist als stationäre Behandlung wiederum im Spital Emmental integriert, ein weiterer wichtiger Teil aber auch in der Mobilen Alterspsychiatrie, wo Betroffene nach Möglichkeit bei sich zu Hause oder in Pflegeheimen aufgesucht werden und in ihrem häuslichen oder engeren Umfeld Abklärungen und Diagnostik erhalten können.
Demenzen sind langsam fortschreitende Hirnleistungsstörungen mit Verhaltens- und Wesensveränderungen. Anzeichen dafür sind Einschränkungen des Gedächtnisses. Alltägliches wird zum Spiessrutenlaufen für Betroffene und das Umfeld. Die Lernfähigkeit schwindet und ist eingeschränkt oder die Sprache wird zur Herausforderung. Leichtere Formen werden als kognitive Störungen bezeichnet. Vergesslichkeit ist im Alter normal. Solange der Alltag nicht behindert wird, ein Vergessen nicht stetig zunimmt und dadurch der gewohnte Lebensstandard nicht ein Ausmass annimmt, das stark von der Norm abweicht, spricht man deshalb noch lange nicht von Demenz. Erst weitere grundlegende Faktoren, die dazukommen, deuten auf eine Erkrankung hin. Es ist wichtig, fachliche Abklärungen möglichst frühzeitig vorzunehmen. Die «Memory Clinic» bietet sich als Abklärungsstelle für alle Formen von Hirnleistungsschwächen in einer ambulanten Gedächtnissprechstunde an.

Der Lauf der Zeit …
Menschen werden immer älter. Dieser Herausforderung muss man gerecht werden. Die Altersdemenz, wie es der Name schonungslos verrät, tritt im Alter natürlich immer häufiger auf. 1950, vor rund 70 Jahren, gab es in der Schweiz 12 Menschen, die über 100 Jahre alt waren. Heute sind es in der Schweiz knapp 2000 Menschen, die 100 Jahre und älter sind. Dieser wesentliche Anstieg überträgt sich aber leider auch auf die Demenzerkrankungen. Aktuell gibt es in der Schweiz rund 145 000 Betroffene. Bis ins Jahr 2040, also in lediglich 17 Jahren, werden es doppelt so viele sein. Die Wichtigkeit einer Memory Clinic nach dem Beispiel der Klinik für Alterspsychiatrie in Burgdorf zeigt sich auch darin, dass Angehörige, die an Demenz erkrankte Menschen pflegen, selber stark gefährdet sind, eine psychische Erkrankung zu erleiden. Die Altersdemenz ist demnach eine der wenigen Erkrankungen, die nicht nur eine Person betrifft, sondern vielmehr das ganze Umfeld. Die Krankheit ist so fordernd, dass Angehörige der Patienten/-innen selber krank werden können.

Paul Hulliger