Der Weg vom Zimmermann zum Hausarzt

  14.11.2023 Aktuell, Wynigen, Foto, Bildung, Gesellschaft

Zum dritten Mal in der Reihe «Lüt vo hie» lud das Team der Schul- und Gemeindebibliothek Wynigen einen ehemaligen Wyniger ein. Das Interesse war sehr gross, aus dem Leben von Simon Brechbühler zu hören. Sein Weg vom Zimmermann und Orgelbauer bis zum heutigen Dr. med. Simon Brechbühler forderte enormen Einsatz von ihm.

Die Schritte zum praktizierenden Hausarzt
Auf die Erstausbildungen als Zimmermann und Orgelbauer mit EFZ plus Berufsmaturitäts-Abschluss folgten viele weitere grosse Schritte, die den Einsatz und grossen Durchhaltewillen von Simon Brechbühler verdeutlichen. Er betonte den Vorteil des heutigen Bildungssystems, welches nach Lehrabschluss weitere Möglichkeiten offenlässt. Für ihn folgten die Ausbildungen zum Rettungssanitäter, zum Pflegefachmann und zur Gebirgs- und Höhlenrettungs-Medizin. Nebenbei war er schon in der alpinen Rettung tätig und erfüllte sich selbst den Traum zum Helikopterpiloten.
Mit seinem Abschluss an der Fachhochschule bot sich ihm die Möglichkeit, an der Universität zu studieren. Er arbeitete nebst dem Studium in einem Pensum von 60 Prozent. Das Studium schloss er im Jahr 2016 ab. Zusammen mit seiner Ehepartnerin Karin Stadelmann gründete er die Hausarztpraxis in Schüpbach. Er durchlief erfolgreich die Zeiten als Assistenzarzt in Langnau auf der Inneren Medizin, in Luzern auf der Dermatologie, im Spital Emmental Burgdorf in der Anästhesie und Intensivmedizin, in Lauterbrunnen in einer Hausarztpraxis und in der eigenen Praxis in Schüpbach. Es folgten die Fortbildung in Phytotherapie, die Dissertation beziehungsweise Doktorarbeit zu Hypothermie, die Weiterbildung zur Präklinischen Medizin, die Versorgung eines Patienten im Notfall vor der Einlieferung in ein Spital.
Momentan ist Simon Brechbühler zum einen Teil in der Hausarztpraxis und zum andern Teil in der alpinen Rettung tätig. Er hilft mit seinem Hund in der Lawinen- und Geländesuche, arbeitet zwei bis drei Tage im Monat als Notarzt bei der Air Glacier in Lauterbrunnen, im Spital Emmental und zusätzlich bei Höhlenrettungen. In der Hausarztpraxis widmet er sich hauptsächlich den Patienten mit dermatologischen Problemen. Mitarbeit leistet er zudem in verschiedenen Organisationen, zum Beispiel als Vorstandsmitglied im Ärztenetzwerk Oberes Emmental, in der Spitex Region Emmental und in der Notfalldienstkommission des ärztlichen Bezirksvereins Emmental.

Einsätze in der alpinen Rettung
In einem interessanten Streifzug zeigte er bildlich seine Tätigkeiten in der alpinen Rettung. Im Emmental arbeiten an die 30 Retterinnen und Retter und zwei Hunde. In den meisten Einsätzen unterstützen sie den Helikopter im schwierigen Gelände. Bei den andern handelt es sich um verunfallte oder blockierte Menschen in schwer zugänglichem Gelände, wenn weder eine Ambulanz hinfahren noch ein Rettungshelikopter landen kann. Dazu gehören Gleitschirmunfälle, Seilbahnevakuationen oder auch schon Einsätze in der Emmeschlucht «Räbloch». Die Einsätze sind oftmals nicht ungefährlich und werden immer wieder trainiert. Dann gibt es noch die Suchaktionen nach Lawinenniedergängen, wo der Hund zum Einsatz kommt. Seit 2019 ist er teilzeitlich Fachspezialist Hund bei Lawinen und Geländesuchen, Einsatzleiter und Rettungschef Emmental (Alpine Rettung Schweiz). All seine interessanten Rettungseinsätze dokumentarisch festzuhalten würde Seiten füllen.

Gesundheitsversorgung im Emmental
Der Redner bezeichnet das Gesundheitswesen im Emmental mit seinen vernetzten Angeboten als sehr gut. Er erwähnte den Erste-Hilfe-Einsatz der Firstresponder, die in Notfällen mit ihrem Einsatz Leben retten können. MEDPHON (Telefon 0900 57 67 47) ist die wichtige, ärzteeigene Notrufzentrale. Rund um die Uhr beraten sie Menschen in einer medizinischen Notfallsituation und leiten sie, wenn nötig, an die Notfallärzte weiter, die gerade im Dienst sind. In lebensbedrohenden Situationen ist es die Nummer 144, die angerufen werden kann.
Die Mehrheit der Anwesenden kannten Simon aus seiner Schul- und Lehrzeit und freuten sich, ihn zu sehen und zu hören. Sie nutzten im zweiten Teil beim Apéro die Gelegenheit für ein kurzes Gespräch mit ihm.

Rosmarie Stalder

 


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