Umgestaltung der Friedhofanlage auf der Preisegg

  20.12.2022 Aktuell, Foto, Hasle bei Burgdorf, Gesellschaft, Politik

An einer öffentlichen Informationsveranstaltung begrüsste Gemeindepräsident Raymond Weber die Gäste in der Aula des Preisegg-Schulhauses in Hasle bei Burgdorf. «Der Mensch ist erst tot, wenn man ihn vergisst», sagte Bertold Brecht. Dieser Spruch passe bestens zum Friedhof, denn dieser sei ein Ort der Erinnerungen, aber auch ein Ort zum Verweilen. Der Friedhof Preis­egg ist in die Jahre gekommen und sollte darum zu einem lebendigeren Ort umgestaltet werden.

Geschichte des Friedhofs Preisegg
Simon Röthlisberger, als Gemeinderat zuständig für den Hochbau, erzählte, dass der Friedhof früher im Dorf neben der Kirche lag. Das war nicht der ideale Ort, denn das Grundwasser stand hoch. Darum kaufte die Gemeinde ein Grundstück auf der Preisegg. Dort wurde 1846 ein neuer Friedhof angelegt, mit der Option, daneben später eine Kirche zu errichten. 1905 war ein Legat von 10 000 Franken als Startkapital gespendet worden, um die Machbarkeit eines Kirchenneubaus zu prüfen. Die Ausführung wurde einer späteren Generation überlassen und so lange verschoben, bis man sich entschied, auf der für die Kirche vorgesehenen Fläche ein Schulhaus zu bauen.
1969 entstand in der Friedhofanlage eine Aufbahrungshalle, die letzte grössere Investition an diesem Ort. Ab 1980 änderten die Bestattungswünsche sukzessive. Erdbestattungen wurden seltener, Urnenbestattungen nahmen zu. Das Gemeinschaftsgrab fand immer mehr Interessenten/-innen. Mit Luftaufnahmen verdeutlichte Röthlisberger die Entwicklung der Friedhofanlage Preisegg. Auf einem Bild stach ein weisser Punkt in der Mitte der Friedhofanlage ins Auge. Obwohl er nicht genauer zu analysieren war, bekam er bei der Planung Gewicht.  

Geplante Arbeiten
2019 führte Röthlisberger erste Gespräche mit Pfarrer Daniel Ritter mit der Idee, den Ort der Trauer in einen lebendigeren Ort zu verwandeln. Eine Bürger/innen-Befragung ergab, dass die Bevölkerung diese Idee unterstützte. Wo heute alles klar reglementiert sei – Grab- und Gedenksteingrösse, Schrift auf dem Grabstein und vieles mehr –, sollte mehr Kreativität möglich sein. Zudem wäre eine Vereinfachung der Pflege der Anlage begrüssenswert und energetische Anpassungen erwünscht.
Ein Projektteam unter der Leitung von Simon Röthlisberger mit einer Vertretung der Kirchgemeinde, einer Architektin, einem Gärtnermeister und dem Friedhofgärtner nahm die Planung in Angriff. Aus drei möglichen Varianten wählte der Gemeinderat Variante 2 mit einem Verpflichtungskredit von 480 000 Franken aus: Die flache Friedhofanlage wird mit leichten Erdverschiebungen modelliert. Zwischen Kompostanlage und Kindergräbern entsteht ein Sichtschutz durch Stauden. In Fortsetzung an die Kindergräber ist ein Waldfriedhof in Planung. Hier können dereinst Urnen ohne sichtbare Kennzeichnung begraben werden. So fällt eine Grabpflege weg.
Der Name «Wurzelwerk» für die Abdankungshalle verdeutlicht die Verwurzelung der Fichten und Tannen, die für den Bau genutzt werden, aber auch den Baum, der aus diesen Wurzeln himmelwärts wächst. Bei der Sanierung der Abdankungshalle sind behindertengerechte Toiletten und eine neue Urnenwand geplant. Die massive Brettstapeldecke des Dachs wird aus gespendetem Stammholz gefertigt. Ziel sei nicht die Einsparung von Baukosten, sondern das Errichten eines Gemeinschaftswerks aller vier Ortsteile von Hasle bei Burgdorf. Die Gemeinde knüpft hier an eine alte Tradition an, denn auch die gedeckte Holzbrücke entstand aus gespendetem Holz. Die Stämme sollen in der Gemeinde gesägt, getrocknet und zur Aufrichte vorbereitet werden. Interessierte Holzspender/innen können auf der Website der Gemeinde (www.hasle.ch) ein einfaches Anmeldeformular herunterladen und ihre Spende anmelden.
Neben der Abdankungshalle entsteht eine naturnahe Fläche, ein Ort des Austausches und der Begegnung, eine Anlage zum Flanieren, mit Sitzbänken zum Entspannen.
Im Mittelfeld der Friedhofanlage, wo auf den Luftaufnahmen ein weisser Punkt sichtbar war, entsteht ein Brunnen.

Zeitlicher Ablauf
In einer ersten Etappe ab April 2023 werden Tiefbau- und gartenbauliche Arbeiten ausgeführt, gleichzeitig wird der Einschnitt des Holzes fürs «Wurzelwerk» in der Sägerei getätigt. 2023 und 2024 widmet sich die Hochbaukommission zudem der Überarbeitung des Friedhofreglements. Ab Sommer 2024 wird das «Wurzelwerk» fertig­gestellt und im Herbst 2024 eingeweiht.

Helen Käser


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