Fritz Schürch und Daniel Dähler sind sehr bewandert auf dem Gebiet der Wyniger Geschichte und dementsprechend interessant war ihre Dorfführung am vergangenen Samstag. Man staune darüber, wie sich die Bausubstanzen dank zahlreicher Renovationen und Restaurationen durch die Eigentümer erhalten haben. So steht es in der entstandenen Broschüre «Dorfrundgang Wynigen 2020», einem Gemeinschaftsprojekt der Arbeitsgruppe für Ortsgeschichte Wynigen. Als eine der ältesten Bauten findet sich im Dorfkern die Kirche, die erstmals im Jahr 1275 schriftlich erwähnt ist. Am 8. Januar1833 heirateten dort Albert Bitzius (Jeremias Gotthelf) und Henriette Zeender. Eine Orgel gab es damals noch nicht. Das erste Instrument wurde erst 1840 eingebaut. Das Pfarrhaus, der ehemalige Gasthof zum Wilden Mann, der Wildstock und der Dorfbrunnen gehören ebenfalls in diesen Zeitraum. Das Bahnhofquartier entwickelte sich erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts, nachdem die Eisenbahnstrecke Bern–Olten im Jahr 1857 eröffnet wurde. Reine Wohnhäuser gab es an der Dorfstrasse lange Zeit keine. In den Gewerbebetrieben, Dienstleistungsgebäuden und Landwirtschaftsbetrieben befanden sich immer Wohnungen. Nach dem Rundgang durch das Dorf machte die Gruppe Halt an der Lueg­strasse bei der Hofgruppe Schärer mit dem Bauernhaus von 1869, dem schützenswerten Speicher von 1759 und dem ebenfalls schützenswerten Küherstock von 1671. Der Besuch im 1927 erbauten Löschgerätemagazin rundete die Führung ab. Heute dient dieses der Gemeinde als Magazin und das Obergeschoss der Arbeitsgruppe für Ortsgeschichte zur Aufbewahrung historischer Nachlässe und spezieller Gegenstände. Die Arrestzelle mit dem vergitterten Rundfenster, der Liegepritsche und der Eisentür mit der Essklappe ist erhalten geblieben und konnte besichtigt werden. Bis in die 1970er-Jahre diente sie dem damaligen Polizeiposten im Dorf für das Festhalten von mutmasslichen Delinquenten und als Ausnüchterungszelle. Auch in den Militär-Wiederholungskursen benötig­te man hie und da ein Arrestlokal. Die interessante Broschüre «Dorfrundgang Wynigen 2020» kann bei der Gemeindeverwaltung Wynigen bezogen werden. 

Rosmarie Stalder