Ehrung der Künstlerin Florine Ott mit dem Kulturpreis 2022

  29.11.2022 Aktuell, Foto, Kultur, Burgdorf, Gesellschaft

Die Stimmung im voll besetzten Stadthauskeller ist erwartungsvoll, als Burgerratspräsident Christoph Bürgi anlässlich der zehnten Verleihung des Kulturpreises die Anwesenden begrüsst. Er betont, dass «Kultur auch Freiheit bedeuten muss, denn sie lebt von Austausch, Handel und Offenheit. Von der Freiheit, dass die Künstlerin aneckt, dass das Werk nicht allen gefällt. Die Burgergemeinde ist gewillt, die Kultur und damit die Freiheit zu verteidigen und zu unterstützen.» Aus diesem Grund gibt die Burgergemeinde für die Kultur jährlich gegen eine Million Franken aus.

Prägend seit Jahren
In ihrem Atelier «Farbwiese» an der Hohengasse 17 lebt Florine Ott ihr künstlerisches Schaffen aus, «von dem sich das fünfköpfige Gremium beeindruckt zeigt, denn seit Jahren prägt es Burgdorf kulturell und ist daher nicht mehr aus der Stadt wegzudenken», so die eindeutige Begründung für die Wahl der diesjährigen Siegerin.
«Das breite Spektrum ihrer zahlreichen Arbeiten sowie ihrer integrativen Engagements haben uns
überzeugt.»
Kulturkommissionspräsident Lorenz Landolt erinnert daran, dass sich die Burgergemeinde zum Wohl der Allgemeinheit in den Bereichen Sport und Kultur engagiert: «Der Kulturpreis würdigt eine ausserordentliche kulturelle Leistung von überregionaler Bedeutung. Die Wahl fiel eindeutig auf Florine Ott.»
Auf Wunsch der Preisträgerin spielt und singt das Trio «Haleyla» mit Mirjam Hässig (Burgdorf/Bern), Matthieu Clavel (Frankreich) und Nadav Erlich (Israel) Stücke aus dem Nahen und Mittleren Osten. Musik und Gesang gehen unter die Haut, das Publikum ist verzaubert und spendet lang anhaltenden Applaus.

Vielfältig und lebendig
In ihrer Laudatio spricht Rahel Peña, Geschäftsführerin von Pro Burgdorf, dann von Florina Ott als «einer Burgdorfer Künstlerin, die überrascht, Grenzen überwindet, sich engagiert und integriert und hier fest verwurzelt ist. Diversität, Offenheit und Engagement haben die Künstlerin von früh auf begleitet.» Ihr Weg sei nicht gradlinig, sondern wie ihre Kunst vielfältig und lebendig.
Florine Ott absolviert ein Studium an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel und den Bachelor für das Lehramt Bildende Kunst, Sek. II, wodurch sie beide Bereiche verbinden kann. 2010 eröffnete sie ihr Atelier «Farbwiese», wo sie gestalterische Kurse für Kinder und Erwachsene anbietet. Mit Durchhaltewillen und Vertrauen baute sie sich einen stets grösser werdenden Kundenkreis auf. Heute ist ihr Atelier ein Treffpunkt für Menschen, unabhängig von Alter, Herkunft, und Kunstkenntnissen.

Kunst erlebbar machen
«Florine Ott will Kunst erlebbar machen», führt Rahel Peña weiter aus. «Dazu verwendet sie unterschiedlichste Techniken und Materialien, neugierig lernt sie Neues kennen und probiert es aus. Egal ob mit Pinsel, mit Presse, verknüpft, verknotet, mal analog, mal digital; sie lässt sich in keine Schublade stecken. Sie ist und bleibt sich selbst, was ihre Kunst so lebendig, so spannend und Florine Ott so authentisch macht.»
In Solothurn begleitet Florine Ott junge Geflüchtete auf ihrem schwierigen Weg, hier Fuss zu fassen. Zusammen mit Rut Reinhard führt sie im Rahmen von «Creative Meeting Point» in ihrem Atelier für geflüchtete Menschen Anlässe durch, die ihnen beim Malen und Gestalten Raum und Zeit für den Austausch und das Kennenlernen bieten. Ihr Partner Hamid ist Afghane und hilft durch den Verein «Balana» Familien in seinem Heimatdorf mit Lebensmittelspenden.

Wertschätzung bedeutet viel
Vor einiger Zeit hat Florine Ott eine grosse Druckpresse geschenkt bekommen, die bereits voll im Einsatz steht. Rahel Peña erinnert an verschiedene erfolgreiche Projekte von Ott im Zusammenhang mit Pro Burgdorf und betont, wie wichtig diese Engagements sind. Als Mitinitiantin des Burgdorfer Nachtmarktes habe Florine Ott seither «sagenhafte 44 Layouts für diesen Anlass entworfen und Mottos für den Markt bestimmt». Den Kulturpreis 2022 habe sie mehr als verdient.
Anschliessend übergibt Lorenz Landolt das Zertifikat und Blumen, der anhaltende Applaus gehört ganz der gerührten Künstlerin Florine Ott. Diese dankt für den mit 15 000 Franken dotierten Preis: «Das Geld ist das eine, die Wertschätzung das andere. Letztere bedeutet mir sehr viel. Offensichtlich bin ich auf dem richtigen Weg, mache nicht alles falsch.» Sie dankt der Burgergemeinde für «den super tollen Anlass» und lädt alle ein, später ihr Atelier zu besuchen.
Dann spielt das Trio «Haleyla» erneut auf, wobei die von Matthieu Clavel gespielte Rubab, eine gezupfte Schalenhalslaute, besondere Aufmerksamkeit erregt. Es ist das Nationalinstrument von Afghanistan, hauptsächlich von Paschtunen gespielt. Auch die zweiten Darbietungen mit Gesang erhalten sehr lang anhaltenden Applaus.
Der Festgesellschaft gehen die Themen beim anschliessenden Apéro nicht aus.

Gerti Binz

 


Image Title

1/10


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote