«Im Löie z’Nottiswil» oder Mani Matter - einmal anders

  24.08.2022 Aktuell, Foto, Kultur, Utzenstorf, Gesellschaft, Vereine

Den Titel «Im Löie z’Nottiswil» haben die meisten Zeitungslesenden im Ohr. Er ist Teil eines Liedtitels des bekannten Liedermachers und Sängers Mani Matter, der vor 50 Jahren inmitten seiner Schaffenskraft bei einem Unfall verstarb. Seine Kompositionen leben weiter, schwappen von einer Generation auf die nächste über. Diese Aktualität hat das Dorftheater beim Schopf gepackt. Mani Matter hat nämlich neben Chansons auch Tagebücher, literarische Manuskripte und dramatische Texte für die Bühne hinterlassen.
Seine Fähigkeit war es, aus einem kleinen Detail des Alltagslebens eine Geschichte mit enormer Bedeutung zu gestalten. «Aus einer Nichtigkeit entwickelt er eine philosophische Betrachtung, die sein Weltbild offenbart», schrieb ein Journalist der «NZZ» einmal treffend.
Für das Dorftheater hat der Regisseur Charles Benoit eine Auswahl aus Matters Texten getroffen und sie auf die Bühne gebracht. 14 Sequenzen werden überzeugend gespielt von Milva Bürki, Andreas Eberhard, Ruedi Eggenschwiler, Margrit Glanzmann, Matthias Klopfenstein, Martin Schärer und Rosemarie Steiner.

Wortspielereien und klassische Gitarrenklänge
Die Texte von Mani Matter erinnern an seine Lieder, obwohl sie nicht in Gedichtform daherkommen. Es sind Wortspielereien, Geschichten, die erstaunen, weil sie oft unerwartete Wendungen nehmen. Sie zeigen Verhaltensmuster unserer Gesellschaft, ohne moralisierend zu wirken. Das Publikum erkennt sich wieder, kann aber über sich selbst lachen. Die Bühnenbilder sind schlicht, die gesprochenen Texte stehen im Vordergrund.
Zwei Männer unterhalten sich ungezwungen, bis der eine merkt, dass der andere nicht so ist, wie er ihn einschätzt. Emotionen ändern sich langsam, schweizerisch diplomatisch, bis sie eskalieren. Ein Mann steht allein auf der Bühne und erzählt. Er spricht in schönem Berndeutsch, viel, ohne etwas zu sagen. Kennen Sie das einfache Spiel mit den Händen? Eine Darstellerin erklärt, jongliert geschickt mit Worten. Was passiert, wenn sich zwei Männer unabhängig voneinander in einem fremden Haus begegnen, beide mit Taschenlampe, also Einbrecher? Die Fantasie von Matter überrascht, die Wortgewandtheit der Darsteller fasziniert.
Die musikalischen Intermezzi von Thanusanth Vijayakumar, einem Musikstudenten der Hochschule der Künste in Bern, verzaubern das Publikum. Der junge Künstler spielt gekonnt spanisch romantische Elemente aus Werken für klassische Gitarre.

Geschichte und Traditionen
Als 1992 das Mehrzweckgebäude und Kirchgemeindehaus Utzenstorf eröffnet wurden, brachte der theateraffine Lehrer, Werner Suter, das erste Theaterstück auf die Bühne. Daraus wurde eine Tradition, die Suter während Jahren weiterführte. Ab 2004 übernahm mehrmals Charles Benoit die Regie. Mit ihm trat ein erfahrener Regisseur – er arbeitete während 35 Jahren für «SRF» – in seine Fussstapfen. Charles Benoit kannte den Liedermacher persönlich. Er schätzte sein Schaffen und den genialen Menschen, der hinter diesem Liedermacher steckte.
Die Vorpremiere fand wie bei allen Bühnenstücken des Dorftheaters ungefähr drei Wochen vor der Premiere statt. Der Regisseur brachte die Schauspielenden mit einem Publikum zusammen, das mit Lachern, angehaltenem Atem und Applaus Rückmeldungen gibt, die Ansporn und Bestätigung bringen oder Veränderungen erwirken.

Helen Käser

Premiere am Freitag, 9. September 2022, 20.00 Uhr. Weitere Vorstellungen: Samstag, 10. September 2022; Freitag, 16. September 2022; Samstag, 17. September 2022; Mittwoch, 21. September 2022; Freitag, 23. September 2022; Samstag, 24. September 2022; Mittwoch, 28. September 2022; Freitag, 30. September 2022; Samstag, 1. Oktober 2022, jeweils um 20.00 Uhr im reformierten Kirchgemeindehaus an der Gotthelfstrasse 15c in Utzenstorf. www.dorftheater.be


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