Wenn aus einer Hose ein Nähkorb wird

  31.08.2022 Aktuell, Foto, Wirtschaft, Gesellschaft, Region, Bätterkinden

Ein ausgedientes Hemd oder eine abgewetzte Hose müssen zur Entsorgung nicht zwingend in den Kleidersack. Heidi Aebi aus Bibern, einer politischen Gemeinde im Bezirk Bucheggberg des Kantons Solothurn, beweist dies mit ihrem Talent. Sie schneidert aus alten Kleidungsstücken in Verbindung mit neuen Stoffen coole Taschen und Nähkörbe.

Nachhaltigkeit unterstützen
«Ich habe so meine Mühe, Sachen wegzuschmeissen», sagt die 57-jährige Heidi Aebi. Seit rund 34 Jahren betreibt die gelernte Kleiderverkäuferin die Boutique Buba in Bätterkinden. Seit 26 Jahren in Selbstständigkeit. Heidi Aebi führt das Unternehmen alleine und bietet diverse Markenbekleidung für Damen und Herren an. Das Bügeln von Hemden oder das Kürzen von Hosen gehört auch zu ihren Angeboten.
Als Annahmestelle für chemische Kleiderreinigung oder im Gespräch mit ihrem Kundenstamm tauchte ab und zu auch die Frage auf, ob sich dieses oder jenes Kleidungstück überhaupt noch bewähren würde oder in seinem altgedienten Zustand doch eher der Altkleidersammlung zugeführt werden sollte. Diese Frage stellte sich auch bei Kleidern aus ihrem Verkaufsangebot, die über lange Zeit keinen Abnehmer finden wollten. Das waren die Auslöser für eine zündende Eingebung: das Nähen von Taschen und Nähkörben aus Kleidern. Mit ihrer gelebten Nachhaltigkeit, die sie heute in ihrem Geschäft mehr und mehr verfolgen will, entstehen immer wieder neue Ideen: Ein Rock oder ein Hemd, die entsorgt werden sollen, könnten beispielsweise als ideales Innenfutter für eine neue Tasche taugen. Der Hosenbund einer starken Jeans immer noch als ideale Tragegriffe für einen Nähkorb. Der besondere Schriftzug eines bedruckten Stoffes als Blickfang auf einer, im wahrsten Sinn, einmaligen Tasche. So entstehen immer mehr neue Kreationen als Einzelstücke und in ihrer Einzigartigkeit unmöglich kopierbar. An den ersten Modellen hatte Heidi Aebi zehn Stunden. Mittlerweile näht sie diese deutlich schneller.
Im Laden sind die Marken verschiedener Hersteller von Markenkleidern und Accessoires zu finden. Auch da achtet Heidi Aebi darauf, möglichst nachhaltig einzukaufen. Das Angebot beinhaltet Schmuck, Handtaschen, Schals, Rucksäcke, Gürtel, Trinkflaschen, Caps und Mützen, Handschuhe, Gummistiefel, Strumpfhosen, Socken, Armbänder, Portemonnaies und das ganze Jahr über Bikinis und Badeshorts.

Ein kreatives Hobby
Seit November des vergangenen Jahres beschäftigt sich Heidi Aebi konkret mit dem Nähen von Taschen und Nähkörben aus Stoff. Sie hat sich die aufwendige und detailreiche Herstellung selbst angeeignet. Einerseits mit der Erfahrung aus einem besuchten Kurs, andererseits mit dem Durchstöbern des Internets nach Anleitungen und dem darauffolgenden, direkten Ausprobieren. Ihr eigener Website-­Auftritt ist unter www.bubalito.ch zu finden. Als sprachbegabter Spanien- beziehungsweise Mexiko-Fan ist der Name der Website von Heidi Aebi wenig verwunderlich und das mexikanische Flair im Firmennamen Bubalito eingebunden. Ein Sujet ihres Erkennungsmerkmals näht sie direkt mit in ihre Kreationen ein – sozusagen die Signatur, wie die eines Malers auf einem Gemälde: «ABIDIH». Das mahnt an ein Wort in spanischer Sprache, bedeutet aber, wenn man alle Buchstaben E weglässt, von vorne gelesen «Aebi», rückwärts gelesen «Heidi». Kreativität bis ins letzte Detail.

Standortwechsel der Boutique
Die Boutique Buba wird am 10. September 2022 ihre Türen in Bätterkinden schliessen. Die Coronazeit hinterliess ihre Spuren. Mit der vorübergehenden, aber für Unternehmen sehr langen Schliessung, orientierte sich ein Teil des Kundenstammes online über Kleiderangebote. Für die Boutique Buba war Online-Verkauf allerdings keine Option. Dazu fehlt die Infrastruktur. Der Umsatz sank in der Folge und eine Neuausrichtung, die allerdings schon drei Jahre vor der Pandemie ihren Ursprung hatte, setzt Heidi Aebi nun endgültig um; der Umzug in ihr Zuhause.
Am neuen Standort an der Buchistrasse 5 in Bibern (zugleich Wohnhaus), wird das neue Geschäft am 11. Oktober 2022 eröffnet. Die Ladeneinrichtung von Bätterkinden nutzt Heidi Aebi auch in den neuen Räumlichkeiten, soweit es der vorhandene Platz zulässt. Die Platzverhältnisse werden etwas bescheidener sein. Die Schliessung der Filiale in Bätterkinden schmerzt Heidi Aebi sehr. Wichtig ist jedoch, dass auch am neuen Ort die Nähmaschine weiterrattert. Neben dem Laden, den sie mit Herzblut betreibt, bereitet Heidi Aebi die Herstellung der Taschen und Nähkörbe sehr viel Freude. An diesen Näharbeiten will sie weiterrumtüfteln und sie weiter­optimieren. Die Fröhlichkeit und ihr Lachen werden sicher weiterhin zwei wichtige Wesenszüge von ihr bleiben.

Paul Hulliger


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