Berufsschullehrer Werner Sollberger geht in Pension

  26.07.2022 Aktuell, Foto, Bildung, Region

Ende Monat kann Werner Sollberger aus Ochlenberg in den Buchsibergen seinen 65. Geburtstag feiern. Somit endet seine 37-jährige Laufbahn als Berufsschullehrer an der Berufsfachschule Langenthal (BFSL). Hier bildete «Wernu» Sollberger in all den Jahren um die 1300 Land-, Bau- und Motorgerätemechaniker aus den Emmentaler und Oberaargauer Lehrbetrieben zu tüchtigen Berufsleuten aus. Dass im Schulunterricht der Praxisbezug nie verloren ging, dafür sorgte Sollbergers Mutterkuhhaltung auf dem selbst bewirtschafteten Bauernbetrieb. Für das notwendige landwirtschaftliche Know-how absolvierte er ein Farm-Praktikum in Kanada und besuchte Kurse am Inforama Waldhof und auf der Rütti. Danach war «learning by doing» sein bewährtes Erfolgsrezept. Heute führt die nächste Generation den Hof mit 38 Limousin-Zuchttieren. Traditionsgemäss sind Werner Sollberger und seine Frau Marlies für den kommenden Lebensabschnitt ins Stöckli gezügelt.

Von der Schiefertafel zum Laptop
Zum Gespräch erscheint Werner Sollberger mit einem Schulfoto, welches ihn als Erstklässler mit Schiefertafel zeigt. Der bald fünffache Grossvater will damit die enormen Veränderungen im Schulwesen illustrieren – denn die heutigen Lernenden seien alle mit einem Laptop ausgerüstet. «Dieser Umstand hat sich speziell während der Coronapandemie mit Maskenpflicht und Fernunterricht als sehr nützlich erwiesen. Auch dank der Unterstützung der Lehrbetriebe mussten wir unter diesen erschwerten Bedingungen keine einzige Lektion ausfallen lassen», erklärt Sollberger dazu. Sichtlich stolz ist er zudem auf das aktive Mitmachen seiner Schülerinnen und Schüler. Nicht selten hätten diese wertvolle technische Inputs zur besseren Visualisierung der Materie eingebracht. «Ich hatte das grosse Glück, eine gesunde, bodenständige und lösungsorientierte Berufsgruppe aus einem intakten Umfeld unterrichten zu dürfen. Sonst hätte ich das bestimmt nicht so lange gemacht», ist sich der Neopensionär sicher.

GPS ersetzt «Spurenschnüffler»
Parallel zur Berufsschule hat sich bekanntlich ebenfalls die Landtechnik rasant weiterentwickelt. «Anstelle von reiner Mechanik in meiner Anfangszeit hat heute auch in unserer Branche die Hightech-Elektronik Einzug gehalten. Sorgte früher bei den Traktoren beispielsweise ein einfacher ‹Spurenschnüffler› am Vorderrad für exaktes Geradeausfahren im Kartoffelacker, so geschieht dies – und viele andere Funktionen – jetzt mittels vorprogrammierter GPS-Steuerung. Rein optisch ist nicht nur die Grösse der Maschinen auffällig, auch die unstabilen Blachenverdecke wurden im Laufe der Zeit durch Sicherheits-Komfortkabinen ersetzt», erinnert sich der eidgenössisch diplomierte Landmaschinenmechaniker-Meister. Neben dem Lehrlingsunterricht leitete er auch diverse Werkstatt- und eine Vielzahl technischer Kurse (Hydraulik und Diagnostik). Sein Fachwissen holte sich der Wissbegierige oft direkt bei den Herstellern. So nahm er einmal mit einem Berufskollegen an einer Schulung im Fendt-Werk in Deutschland teil. Erst die firmeneigene Nachtwache habe die beiden spätabends aus dem Showroom mit den neusten Traktoren-Modellen komplimentiert, berichtet Sollberger schmunzelnd und fügt an: «Ich hatte halt einen interessanten Beruf in einer spannenden Zeit.»

Eine Nordamerika-Reise
Werner Sollberger wird es wohl auch nach seiner Pensionierung nicht langweilig werden. Seine drei Kinder sind alle in der Landwirtschaft tätig, da ist Mithilfe stets willkommen. Ausruhen kann er sich nach getaner Arbeit ja auf dem «Pensionären-Bänkli», dem Abschiedsgeschenk seiner letzten Berufsschulklasse. Ausserdem hat Werner Sollberger eine besondere Vorliebe für Oldtimer-Traktoren der Marken Motrac, Fendt, Bührer und Massey-Ferguson.
Um etwas Abstand vom Berufsleben zu gewinnen, unternimmt der vitale Rentner mit seiner Frau Marlies und einem befreundeten Ehepaar diesen Herbst eine Reise nach Übersee. «Das Ziel ist Nordamerika mit seinen
schier endlosen Weiten und den vielen Hightech-Landmaschinen sowie altbekannten Freunden», schildert Werner Sollberger voller Vorfreude und mit funkelnden Augen seine Zukunftspläne.

Ulrich Steiner


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