Sonntagsmatinee zum 2. Poetry-Slam im Kirchgemeindehaus

  23.06.2022 Aktuell, Oberburg, Kultur, Gesellschaft, Jugend, Vereine

Als Gastgeber für diesen literarischen Dichterwettstreit und verbalen Schabernack zeichnete der Verein Kultur in Oberburg «KinO» verantwortlich. Moderator Markus Schrag bewährte sich einmal mehr, Mikrofon verstärkt und parteilos euphorisch.

Als Meister in dieser Bühnenkunst, Texte in Reimketten vorzutragen, stellten sich die Bernerin Moët Liechti, der ehemalige Burgdorfer und Schweizermeister 2022 Remo Zumstein, das Oberburger «Eigengewächs» Reto Müller und Hans Jürg Zingg aus Rüegsauschachen der strengen Jury des Publikums. Dessen Vorfreude mischte sich mit grossen Erwartungen, bereit, mittels tosendem Applaus die Siegerin oder den Sieger zu bestimmen.

Kreativ-engagierte Sequenzen
Die einzelnen Vorträge bewiesen, dass Fantasie und Humor die Oase in der Wüste des Alltags sind und die Texte bisweilen Steilvorlagen für schwarzen Humor waren. Poetische Fragmente in ausgewählten Texten, bissig-scharf, als Spiel mit Assoziationen in Stil und Stimmungswechsel waren Hörvergnügen in Lyrik und Prosa. Schauspielerische Kompetenz zeichnete alle aus.
Das Prädikat «durchgeknallt» ist ein Kompliment für den Reichtum an Einfällen dieser Bühnenkunst ohne Requisiten.

Die Poeten skizzierten Lebensläufe oder Läufe aus dem Leben. Sie verbalisierten nicht regulierbare Wohngemeinschaften und -formen, überraschten mit Balladen und Moritaten oder Strukturen menschlichen Daseins.

Fantasievolle Bühnenkünstler
Moët Liechti mokierte sich autobiografisch über die «Entstehung» ihres Namens, gab zu, den Spitznamen «Schämpis» zu akzeptieren. Reto Müller feilte in seinen Texten mit höchster Präzision an realistischen Geschichten mit unrealistischer Prämisse. Ein Wortklauber und Buchstabenjongleur, deftig im Ausdruck, war Hans Jürg Zingg. Er packte seinen Wörtersack mit «wüeschte, normale und kurlige Wörter» aus und philosophierte über Unart, Beschaffenheit und Genuss des «Bööggens». Remo Zumstein, Schweizermeister 2022 des Poetry-Slam, schöngeistiger Wortakrobat für skurrile Geschichten, überraschte und begeisterte durch differenziertes Denken in witzigen einzigartigen Backstubenverwechslungen. Seine Wortspiele gipfelten in neuen Wortschöpfungen, ohne Moral und doppelten Boden.

Tosender Publikumsapplaus kürte in einem knappen Ausgang Hans Jürg Zingg zum Gewinner des traditionelllen Siegerpreises, einem Burgdorfer Whisky.

Sylvia Mosimann


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