Der Zivilschutz Trachselwald PLUS geht hoch hinaus

  22.12.2021 Aktuell, Foto, Gesellschaft, Region

Wer in der letzten Oktoberwoche im Einzugsgebiet der Zivilschutzorganisation Trachselwald PLUS unterwegs war, traf immer wieder die olivgrün-orange uniformierten Zivilschützer an. Grund dafür waren verschiedene Wiederholungskurse integriert in Einsätze zuguns­ten der Gemeinschaft, bei denen täglich über 70 Pioniere und Personen aus weiteren Fachbereichen im Einsatz standen. Ein besonderer WK fand dieses Jahr für 15 speziell ausgebildete Pioniere statt: Seilsicherung in der praktischen Anwendung zur Landschaftspflege in über 20 Metern Höhe.

Theorie, Materialprüfung und Trockenübung
Pünktlich besammelten sich die auf Seilsicherung ausgebildeten Pioniere in der Zivilschutzanlage Emmenschachen. Bereits der Small Talk verriet: In den kommenden zwei Tagen stand für die 15 Männer ein ganz besonderes Programm an – für einmal wurde nicht nur auf der Übungsanlage in Aarwangen trainiert, sondern mit einem echten Einsatz das Gelernte in der Praxis angewendet.
Gestartet wurde mit der Auffrischung der Theorie. Schnell wurde klar, dass ein Thema ganz im Zentrum stand: die Sicherheit. Nach kurzer Repetition der zentralen Elemente der Seilsicherung und der Inspektion des benötig­ten Materials wurde bereits auf die Eigenheiten des anstehenden Einsatzes eingegangen. Unter anderem wurde der richtige Einsatz des Stahl-Sicherungsseils besprochen, welches bei Arbeiten mit der Motorsäge am Hang von wesentlicher Bedeutung ist. Das benötigte Material wird während der Theorie in die Diskussionen miteinbezogen und akribisch auf allfällige Schäden geprüft. Anschliessend war es Zeit für die praktische Repetition der verschiedenen Knoten, das richtige Anziehen der Sicherungsgurte und eine Trockenübung der Sicherung eines Kameraden im Hang. Aber auch das Worst-Case-
Szenario wurde besprochen: Wie verhalte ich mich, wenn ich abrutsche? Was tun, wenn es einen Unfall gibt? Abschluss der Übung war eine Hauptprobe in voller Ausrüstung – circa 20 Zentimeter über dem Boden – nichts, im Vergleich zu dem, was am Nachmittag anstand.

Sicherheit geht vor
Nach der Verschiebung an den Einsatzort in der Wannenfluh wurde den Schutzdienstpflichtigen sofort klar, inwiefern die Trockenübung vom Vormittag angewendet wird: Direkt hinter dem Haus am Einsatzort befindet sich eine senkrechte, 15 bis 20 Meter hohe Felswand, welche nahtlos in einen steilen, überwachsenen Hang übergeht. Das Ziel des Einsatzes: Zurückschneiden von Gestrüpp und Bäumen sowie das Entfernen von losem Material – natürlich ohne Personen- und Gebäudeschäden.
Direkt nach der Ankunft startet die Mannschaft mit den Vorbereitungen des Materials. Mit angezogener Ausrüstung werden im Vieraugenprinzip die sicherheitsrelevanten Funktionen geprüft. Auch das Arbeitsmaterial inklusive der Motorsägen unterlief einer erneuten Prüfung.
Während sich die Mannschaft vorbereitet, ergibt sich die Gelegenheit, kurz mit dem Einsatzleiter und technischen Mitarbeiter der ZSO Trachselwald PLUS, Roland Aeschlimann, einige Details zum Einsatz in Erfahrung zu bringen. «Eine Übung in dieser Art wurde von der Mannschaft ausdrücklich gewünscht», beantwortet Aeschlimann die Frage, wie es zu diesem Einsatz kam. Und weiter: «Die WKs in der Übungsanlage sind wichtig, aber hier sind wir in einer anderen Situation – viel näher an einem allfälligen Ernsteinsatz. Das gibt einerseits der Mannschaft ein besseres Gefühl, aber auch für die ZSO sind solche Einsätze wertvoll. Hier zeigt sich, wer für den Einsatz wirklich geeignet ist. Besser im Ernstfall 10 Pioniere, auf die ich zählen kann, als 15, bei denen ich nicht weiss, ob sie der Aufgabe gewachsen sind.» Auf die abschliessende Frage, was ihm während der Übung am wichtigsten ist, meint Aeschlimann: «Ganz klar die Sicherheit – neben der speziellen Ausbildung und der regelmässigen Prüfung des Materials sind solche WKs ein wichtiges Element, um Risiken im Ernstfall zu mini­mieren.»

Der Einsatz
Nun geht es los: Via den steilen Trampelpfad klettert die Mannschaft auf die rund 35 Meter über dem Parkplatz gelegene Einsatzstelle. Oben angekommen ändert sich die Stimmung merklich. Die lockere Atmosphäre und verschiedenen Sticheleien wichen zugunsten der hoch konzentrierten Arbeitsvorbereitungen. Die Zweierteams – bestehend aus einer Person, welche im Hang arbeitet, und einer zweiten, welche für die Sicherung zuständig ist – machen sich für den Einsatz bereit. Erneut werden die Ausrüstung und sämtliche Knoten und Laschen nochmals geprüft. Zwecks Koordination der Gesamt­übersicht standen ein Zugführer an der Einsatzstelle und einer unterhalb der Felswand in stetem Kontakt.
Nach Abschluss der Arbeiten und dem sicheren Abstieg retabliert die Mannschaft das Material. Das Abtreten findet direkt vor Ort statt. Das im Einsatz gebrauchte Material wird abschliessend von Roland Aeschlimann überprüft, protokolliert und plombiert. Er ist im Besitz des Ausweises zur Überprüfung der persönlichen Sicherheitsausrüstung gegen Absturz. So wird gewährleistet, dass die Ausrüstung für den nächs­ten Einsatz, welcher nicht lange auf sich warten lässt, bereit ist. Sofern kein Ernstfall eintritt, wird die Einheit spätestens nächstes Jahr das OK am Emmentalischen Schwingfest in Hasle bei Burgdorf beim Auf- und Abbau der Tribüne unterstützen.

Weitere Aktivitäten
Nur wenige der Pioniere sind auf die Seilsicherung ausgebildet. Ein Gross­teil der Mannschaft der ZSO Trachselwald PLUS ging verschiedenen anderen Einsätzen zugunsten der Gemeinschaft nach. So waren täglich bis zu sieben Trupps gleichzeitig mit Bachsäuberungen, dem Zurückschneiden von Weiden und Haseln sowie der Reinigung von Feuerweihern und verschiedenen weiteren Arbeiten beschäftigt.zvg


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