Sommerflieder – der «hübsche» Neophyt

  26.05.2021 Aktuell, Foto, Kultur, Burgdorf, Jugend

Wer kennt ihn nicht, den Sommerflieder oder Schmetterlingsstrauch? Er ist eine Zierde im Garten mit seinen wuchtigen Blütenrispen, meist in zartem Violett. Geradezu magisch sind unzählige schwirrende Insekten von diesen Blüten angezogen, denn der süsse Nektar ist offensichtlich reichlich vorhanden. Als Bienenweide schätzen ihn auch die Imker.
Und doch ist der Ruf des Sommerflieders ramponiert: Er gilt als invasiver Neophyt, stammt ursprünglich aus China und breitet sich gerade auf trocken-mageren Standorten fast konkurrenzlos aus. So rühmen die Gärtnereien seine Robustheit, Naturfreunde hingegen sehen in ihm eine Bedrohung der Artenvielfalt. Was stimmt nun?
Der Faktencheck zeigt, dass sich der Sommerflieder in der Schweiz tatsächlich stark ausbreitet und in Kiesgruben, Bahnanlagen, auf Kiesflächen der Flüsse und sogar in Felsritzen überhandnehmen kann. Neben dem Bahnhof Burgdorf gibt es einen grösseren Bestand auf dem brachliegenden SBB-Areal. Bis auf Höhen von rund 1000 m ü. M. verdrängt er die natürlich vorkommenden Pflanzen und bildet dichte Gebüsche. Ein einziger Strauch produziert rund drei Millionen Samen, die sich vom Wind leicht verbreiten. Wegen dem erwiesenen hohen Schadenspotenzial steht der Sommerflieder «Buddleja davidii» auf der vom Bund herausgegebenen schwarzen Liste. Trotzdem ist die Pflanze auf jedem Gartenmarkt zu kaufen, jedoch mit einem entsprechenden Warnhinweis.
Und wie steht es mit dem nährenden Nektar des Sommerflieders, gerade im Spätsommer? Ist das nicht ein Segen für die Insektenwelt? Faktencheck: Der Sommerflieder bietet vielen adulten Insekten Nahrung, aber das genügt keineswegs für die Erhaltung der Artenvielfalt. Gerade bei den Schmetterlingen sind die spezifischen Pflanzen, welche die Raupen fressen, entscheidend. Fehlen diese Pflanzen, können sich die Schmetterlinge nicht entwickeln. Aus diesem Grund gehören Brennnesseln, «Wilde Rüebli» und überhaupt eine Vielfalt an einheimischen Pflanzen in den Garten, damit auch die Vielfalt der Insekten wirklich profitieren kann.

Christian Hedinger, Botaniker in Burgdorf

 

 

«Festival der Natur» am 28. und 29. Mai 2021 in Burgdorf
Freitag, 28. Mai 2021: Abend-Exkursion zur Wochenstube einer grossen Fledermauskolonie in Burgdorf, Anmeldung per E-Mail waeger.martha@gmx.ch oder Tel. 034 423 26 87.
Samstag, 29. Mai 2021: Das Wüste lebt – Unerwartetes beim Bahnhof. Invasive Neophyten und besondere Tiere und Pflanzen beim Hauptbahnhof Burgdorf (13.30 bis 15.30 Uhr, Anmeldung bei unteremmental@pronatura.ch). Treffpunkt 13.30 Uhr beim Stadtpark «Ententeich», Burgdorf.
Schweizweit finden vom 21. bis 30. Mai  2021 750 Veranstaltungen statt. Informationen unter www.festivaldernatur.ch.


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