Und jährlich grüsst die Sommerzeit

  30.03.2021 Aktuell, Foto, Burgdorf, Gesellschaft, Region

Fühlen Sie sich müde? Haben Sie Probleme, sich zu konzentrieren? Vielleicht sind Sie auch etwas gereizter? Kein Wunder, schliesslich wurden am vergangenen Sonntag die Uhren um eine Stunde vorgestellt. Uns geht dabei eine Stunde verloren, damit die Sonne etwas später aufgehen und abends länger am Himmel bleiben kann. Dies kann den menschlichen Biorhythmus durcheinanderbringen. Bei einer deutschen Studie von 2019 gab ein Drittel der Befragten an, mit der Zeitumstellung Probleme zu haben.
Die Sommerzeit hält noch gar nicht so lange Einzug in der Schweiz, erst seit 1981 wird die Umstellung von der Normalzeit auf die Sommerzeit durchgeführt. Doch wie kam es überhaupt dazu? Im Mai 1978 wurde gegen ein erstes Gesetz zur Einführung der Sommerzeit das Referendum ergriffen und die Volksabstimmung mit 52,1 Prozent abgelehnt. Jürg Niederhauser vom Eidgenössischen Institut für Metrologie METAS erklärt, wie sich die Zeitumstellung doch noch etablierte: «1979 änderte sich die Situation für die Schweiz, weil Deutschland und Österreich erklärten, ab dem folgenden Jahr die Sommerzeit einzuführen. Dies führte dazu, dass die Schweiz 1980 zu einer Zeitinsel wurde, was etliche Nachteile mit sich brachte, zum Beispiel im Transportwesen und im Geschäftsverkehr. So beschlossen Parlament und Bundesrat noch einmal ein Gesetz mit der Möglichkeit, die Sommerzeit einzuführen. Gegen dieses Gesetz wurde kein Referendum ergriffen.» So wurden 1981 die Uhren in der Schweiz zum ersten Mal umgestellt.
Doch heutzutage regt sich immer mehr Widerstand gegen dieses Drehen am Uhrzeiger. So hatte das EU-Parlament 2019 die Abschaffung der Zeit­umstellung beschlossen, doch fehlt im Europäischen Rat noch eine qualifizierte Mehrheit der Mitgliedstaaten. «Bis jetzt kam ein solcher Entscheid nicht zustande. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen sind die Einstellungen zur Sommerzeit in den verschiedenen Staaten unterschiedlich. Dann stellt sich für einige Staaten die Frage, welches nach der Abschaffung der Sommerzeit die gesetzliche Standardzeit sein soll. Erwünscht wäre ein koordiniertes Vorgehen. Schliesslich hat seit Beginn des letzten Jahres die Covid-19-Pandemie das Thema Zeitumstellung in den Hintergrund rücken lassen», klärt Jürg Niederhauser auf. Für die Schweiz ist dabei besonders das Verhalten der EU ausschlaggebend. «Grundsätzlich wäre es in der Schweiz möglich, eine Abschaffung der Zeitumstellung vorzunehmen, ohne auf die Situation in den Nachbarstaaten Bezug zu nehmen. Das könnte aber dazu führen, dass die Schweiz wieder teilweise zu einer Zeitinsel werden würde», so Niederhauser. Besonders für Sommerfans stehen dabei aber noch einige Hürden im Weg, wie Jürg Niederhauser weiss: «Wenn man in der Schweiz die sogenannte ewige Sommerzeit als Standardzeit einführen möchte, müsste eine Gesetzesänderung vorgenommen werden. Gegen die Gesetzesänderung könnte das Referendum ergriffen werden.» Niederhauser teilt einen weiteren Fakt mit, den die meisten wahrscheinlich noch gar nicht wussten: «Es gibt keine Winterzeit. Es gibt eigentlich nur die Normalzeit (Standardzeit) und die Sommerzeit.»
Schreiben Sie uns an redaktion@ dregion.ch, ob auch Sie an Beschwerden durch die Zeitumstellung leiden und ob Sie sich eine Abschaffung
wünschen.

David Kocher


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