2020 war geprägt vom Coronavirus – ein Jahr zum Vergessen

  25.03.2021 Aktuell, Foto, Kultur, Gesellschaft, Region, Lützelflüh

Lockdown und verspätete Eröffnung, Maskenpflicht und Distanzhalten, erneuter Lockdown und früher Saisonschluss: Das Coronavirus prägte auch das Gotthelf Zentrum massiv – und führte zu einem Besucherrückgang von rund 50 Prozent. Dank der Unterstützung des Amts für Kultur, Kurzarbeitsentschädigungen und Reduktion der Ausgaben kam das Zentrum ohne finanziellen Verlust über die Runden. Die Enttäuschung über das «verlorene» Jahr ist aber gross – bei den Verantwortlichen und bei Besucherinnen und Besuchern.
Die Bilanz fällt trist aus: Nur rund 2000 Besucherinnen und Besucher kamen ins Gotthelf Zentrum – 50 Prozent der anvisierten Zahl – und es konnten bloss 75 Gruppen durch das Museum geführt werden, die Hälfte der budgetierten Anzahl. Auch der anvisierte Meilenstein von 40 000 Gästen seit der Eröffnung 2012 wurde verpasst. Weniger Gäste führten auch zu Mindereinnahmen im Bistro, beim Verkauf von Büchern, DVDs, Honig oder Meringues, beim Erlös aus Kaffee und Züpfe sowie Apéros für Gruppen. Entsprechend gross der Einnahmeverlust: Er beträgt über 43 000 Franken. Trotzdem schliesst die Erfolgsrechnung 2020 mit der sprichwörtlichen schwarzen Null ab. Dies dank Verzicht und Minderausgaben in verschiedenen Bereichen, vor allem aber dank der Ausfallentschädigungen des Kantons, des Amts für Kultur, und der Kurzarbeitsentschädigung.
Auch die Budgetierung für 2021 stellt das Zentrum vor Probleme: Die weitere Entwicklung der Coronakrise ist nur schwer abschätzbar – trotz angekündig­ten Öffnungsschritten. Mitte März sind bloss 20 Anmeldungen für Führungen eingegangen: Institutionen, Behörden und Vereine zögern aufgrund der unsicheren Situation aus verständlichen Gründen damit, Ausflüge zu organisieren. Auch wenn dieses Jahr erstmals Betriebsbeiträge aus dem Kulturfonds von Kanton und Region fliessen werden, rechnen die Verantwortlichen realistischerweise mit einem Defizit in der Grössenordnung von 10 000 Franken.
Aufgrund der Coronarestriktionen konnte die ordentliche Vereinsversammlung nicht in regulärer Form durchgeführt werden. Das Leitungsteam bediente die Vertreter der vier Trägerinstitutionen mit einer umfangreichen schriftlichen und digitalen Dokumentation und holte die Stellungnahmen via E-Mail ab. Dabei wurden Jahresbericht, Rechnung und Budget einstimmig genehmigt. Die Hoffnung lebt, dass diese aussergewöhnliche Durchführung der Vereinsversammlung ein Einzelfall bleibt.

Trotz allem: Es gibt auch Positives zu vermelden
2020 mussten praktisch alle Veranstaltungen des Rahmenprogramms abgesagt werden: die grosse «Chäs-Fuer» mit dem Emmentaler AOP «Vehfreudiger», Vortrags- und Filmabende, der Partner­anlass oder der «Gotthelf Sonntag». Erfreulich hingegen dies: Die Arbeiten des Hochwasserschutzes mit Dämmen, Geländekorrekturen und neuen, grösseren Wasserleitungen konnten abgeschlossen werden. Bereits haben sich die Massnahmen mehrfach bewährt und ihre Tauglichkeit wurde unter Beweis gestellt. Zudem wurde die Zufahrt mit «Ämme-Häubligen» neu gepflästert und der Plattenweg behindertengerecht erneuert. Dabei kamen portugiesische Pflästerer zum Einsatz, die zu den Spezialisten auf diesem Gebiet gehören.
Der Tourismuspartner, die BLS, realisierte mit «TeleBärn» einen informativen Werbefilm über das Zentrum, der auf der Gotthelf-Website und auf YouTube abgerufen werden kann – leider blieb der erhoffte Publikumsansturm aus …

Der Blick in die Zukunft: Saisoneröffnung am Samstag, 27. März 2021, 13.30 Uhr
Dank der neuen Lockerungen öffnet das Gotthelf Zentrum seine Türen bereits am 27. März 2021, dem Samstag vor Palmsonntag. Die Verantwortlichen hoffen, dass im Frühling damit endlich so etwas wie Normalität einkehren kann. Auf die Eröffnung hin wird die Website einem diskreten Facelifting unterzogen, und neu steht ein Detektivspiel für junge Besucher bereit, mit dem sie Gotthelf und das Zentrum entdecken und erforschen können.
Eine grosse Herausforderung ist die Zukunftsplanung: Das Gotthelf Zentrum braucht eine neue Leitungsstruktur und muss dieses Jahr eine Nachfolgeregelung für die Zentrumsleitung finden. Denn die «Gründergeneration» des vierköpfigen Leitungsteams wird 2022 das Amt niederlegen, nach zehnjährigem, engagiertem und erfolgreichem Einsatz für Gotthelf und sein Museum.
Die grosse «Chäs-Fuer» wie zu Gotthelfs Zeiten soll nun aber dieses Jahr stattfinden: Am 1. August 2021 wird im Rahmen eines grossen Events der besondere Emmentaler AOP «Vehfreudiger» von der Schaukäserei Affoltern über die Emmentaler Höger nach Lützelflüh ins Gotthelf Zentrum überführt und dort angeschnitten – so denn Corona nichts dagegen hat. Die «Chäs-Fuer»
steht im Zeichen der Sonderausstellung zu Gotthelfs grossem Roman «Die Käserei in der Vehfreude», die auch dieses Jahr noch zu sehen ist. Bereits werden Ideen für eine nächste Sonderausstellung entwickelt – und zudem plant das Leitungsteam, einen «Kulturweg Lützelflüh: auf Gotthelfs Spuren» zu realisieren, dies zusammen mit der Kulturmühle. Er wird Gelegenheit bieten, auf einer rund zwei- bis dreistündigen Wanderung in der Umgebung Sehenswürdigkeiten, Orten und Gebäuden zu begegnen, die im Zusammenhang mit Gotthelfs Wirken stehen.

Werner Eichenberger


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