Weihnachten im Corona-Jahr

  24.12.2020 Aktuell, Foto, Burgdorf, Gesellschaft, Region

Virginia
Virginia ist Mutter eines Kleinkindes, das 2020 zum zweiten Mal Weihnachten erlebt. Sie möchte, dass ihre Tochter Weihnachten in schöner Erinnerung behalten kann, wie sie das tut, wenn sie an ihre Kindheit zurückdenkt. Dazu gehört das Feiern in der Familie, mit den Gross- und Urgrosseltern. Auch ein Weihnachtsbaum, Kerzen, Singen, eine Weihnachtsgeschichte, «Wichteln» und ein gemeinsames Essen sollten möglich sein. Wann sie mit welcher Familie feiert, ist bereits vereinbart. Wie das Fest durchgeführt wird, ist noch offen. Virginia wartet die neuen Regeln ab. Sie könnte sich auch eine spontane Feier im Freien vorstellen. Dass Weihnachts-Firmenessen nicht durchgeführt werden, bedauert sie.

Ruth
Ihre beiden Söhne leben mit deren Familien im Kanton Zürich. Damit nicht drei Haushalte zusammentreffen, hat sie mit ihnen unterschiedliche Termine vereinbart. Sie freut sich auf die Feiern mit ihnen und den Enkelkindern. Die Jungen spielen auf dem E-Piano und sorgen damit für weihnächtliche Stimmung. Den Weihnachtsbaum holte sich Ruth bei den Burgern. In anderen Jahren wurde zu diesem Anlass bei Glühwein gemütlich geplaudert, doch 2020 fällt diese Tradition weg. Die unkomplizierte Geselligkeit und kleinere Ausflüge, beispielsweise nach Bern, fehlen ihr. Dass Restaurants früher schliessen und Sonntagsverkäufe ausfallen, stört sie persönlich nicht.

Manuel
Er spürt eine grundsätzliche Unsicherheit, was Corona anbelangt. Im privaten Bereich fragt er sich, ob es sinnvoll sei, die rund 80-jährigen Eltern an Weihnachten zu treffen. Was ist wichtiger, der persönliche Kontakt oder die Gefahr einer möglichen Ansteckung, fragt er sich. In seiner Funktion als Pfarrer steht die Planungsunsicherheit im Zentrum. Darum freut er sich über das gemeinsame Heilig­abend-Projekt der neun Kirchen der Stadt. Um 21 Uhr läuten für neun Minuten die
Kirchenglocken. Während dieser Zeit sollen die Menschen eine Kerze anzünden und ans Fenster stellen: «Burgdorf leuchtet – gemeinsam statt einsam», heisst die Devise.

Pascale
Die junge Frau feiert gemeinsam mit ihren Eltern, den drei Schwestern und ihrem Freund. Sie denkt, dass sich Weihnachten nicht gross von andern Jahren unterscheiden wird. Nur die Grosseltern werden fehlen, weil sie zu Hause bleiben wollen. Ob Singen erlaubt ist, spielt keine Rolle, weil sie zu Hause nicht singen. Da sich mehrere Leute aus verschiedenen Haushalten treffen, werden alle vorher weniger unternehmen, um das Risiko einer Ansteckung zu reduzieren. Freizeitaktivitäten mit Gleichaltrigen – unabhängig von Weihnachten – finden häufiger draussen statt.

Bäri
In seiner Familie wird jedes Jahr am 27. Dezember gemeinsam gefeiert, weil es dann keine Terminkollisionen mit seinen Geschwistern und deren Partnerfamilien gibt. Die Grosseltern wollen aus Sicherheitsgründen dieses Jahr leider nicht dabei sein. Ein Baum gehört aus Platzgründen nicht zwingend dazu, doch «Wichtelen» hat Tradition. Jede Person kümmert sich um ein Geschenk, und jedes Familienmitglied erhält eine Überraschung. Auch ohne Corona gehört Singen nicht mehr zum Fest, dafür eine berndeutsche Geschichte und ein gemeinsames Essen.

Nicole
Schon die Vorweihnachtszeit sei anders, findet Nicole. Sie erlebt die Stimmung allgemein als gedämpft, weniger unbeschwert und spontan. Die Leute treffen sich seltener. Ihr fehlen die weihnächtlichen Gesänge der Heilsarmee. Zudem bedauert sie das Ausfallen der Sonntagsverkäufe, weil dies die lokalen Geschäfte benachteilige. Dieses Jahr feiert sie an Heiligabend mit ihrem Partner, am 25. Dezember mit den Eltern. In anderen Jahren war auch die Familie ihres Bruders dabei, doch 2020 hat er sich abgemeldet. An dessen Arbeitsplatz ergeben sich viele Kontakte mit Menschen und darum bleibt er an Weihnachten zu Hause. Er will seine Eltern nicht gefährden. Die Einschränkungen des Bundes empfindet sie als streng und ihr fehlen Umarmungen, wie sie früher zum Alltag gehörten.

Esther
Die Vorweihnachtszeit 2020 erlebt sie als gedämpft. Die Leute hätten andere Themen, die sie mehr beschäftigen als Weihnachten. Sie glaubt, dass die Lust zum Feiern kleiner ist als andere Jahre. Für sie hat Weihnachten keine grosse Bedeutung und darum pflegt sie auch keine Familientraditionen. Sie wird dieses Jahr über die Festtage mit einer Bekannten in die Ferien fahren, ganz ohne Gesang, ohne Feier und ohne Geschenke. Wer schenken will, darf das natürlich trotzdem tun. Auch ein freundlicher Umgang mit den Mitmenschen sei wünschenswert, jedoch nicht nur an Weihnachten, sondern während dem ganzen Jahr.

Cédric
Ein traditionelles Familienessen in der Sippe wurde abgesagt, weil zu viele Personen aus unterschiedlichen Haushalten dabei gewesen wären. Das Weihnachtsfest findet nun mit den Familienmitgliedern statt, die zusammenwohnen. Zur Feier gehört ein gemeinsames Essen, bei dem gemütlich geplaudert wird. Ein Weihnachtsbaum verbreitet festliche Stimmung und kleine Geschenke machen Freude. Für Junge sei Silvester wichtiger als Weihnachten, meint er. Dass Sonntagsverkäufe verboten wurden, findet er nicht schlimm, weil er sie nicht braucht. Beruflich wurde Cédric selber hart getroffen, da er in der Veranstaltungsbranche tätig ist.

Hans
Für den Marktfahrer ändert sich im privaten Bereich einiges. Normalerweise trifft sich die ganze Familie, 17 Personen, zur Weihnachtsfeier. Dieses Jahr feiern sie zwei Mal, dafür in kleineren Gruppen. Ein Weihnachtsbaum gehört dazu und Blockflötenmusik, die dieses Jahr vielleicht ausfallen muss. Beruflich hat sich für ihn nichts verändert. Die Leute kaufen gerne bei ihm auf dem Markt ein, denn nicht nur das Gemüse ist frisch, sondern auch die Luft. Den Hygienemassnahmen schenkt er grosse Aufmerksamkeit. Angst vor der Krankheit hat er nicht, weil er draussen und mit Distanz zur Kundschaft arbeiten kann.

Henriette
Sie feiert dieses Jahr anders, aber nicht wegen Corona. Es hat sich einfach so ergeben, dass sie ihre Kinder erst später treffen wird. Mit einem Weihnachtsbaum und einem guten, aber nicht ausgefallenen Essen feiern sie zu zweit. Der Sonntagsverkauf fehlt ihr nicht, denn Geschenke haben keine grosse Bedeutung. Weihnachten wird eine gemütlicher Abend, da ändert Corona nichts daran. Wenn sich spontane Treffen ergeben, ist sie offen dafür.

 

Helen Käser


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