Krampfadern – ein unterschätztes Problem

  25.11.2019 Aktuell, Foto, Bildung, Burgdorf

Am Donnerstag, 28. November 2019, ab 19.00 Uhr, gestalten Dr. med. Michael Wyss und Dr. med. Matthias Schneider im Kurslokal des Spitals Emmental in Burgdorf den Publikumsvortrag mit dem Titel «Krampfadern: moderne Abklärung und Behandlung». Es wird für dieses Jahr der letzte Vortrag der  beliebten Serie sein. Der Vortrag ist wie immer gratis, und eine Anmeldung ist nicht nötig. Die beiden Ärzte stehen dem Publikum beim anschliessenden kostenlosen und alkoholfreien Apéro – vom Spital Emmental offeriert – zur Verfügung, um allenfalls noch persönliche Fragen zu beantworten.

«D’REGION»: Wer von Ihnen wird beim Publikumsvortrag «Krampf­adern: moderne Abklärung und Behandlung» den Fokus worauf legen?
Dr. Wyss: Ich werde über die Abklärung der Krampfadern sprechen, Doktor Schneider über die Behandlungsmöglichkeiten. Falls noch Zeit vorhanden ist, werde ich auch noch etwas über offene Beine und Thrombosen sagen.

«D’REGION»: Der Titel lässt Patienten mit Krampfadern hoffen. Welcher Art sind diese «modernen Abklärungen und Behandlungen» im Vergleich zu den bisherigen, «alten» Methoden?
Dr. Wyss: Durch eine vorhergehende, detaillierte Untersuchung des Venensystems durch den Gefässspezialisten ist eine wesentlich präzisere Operation möglich. Neu ist die von der Krankenkasse vergütete Lasertherapie und andere ähnliche Methoden. Zusätzlich besteht zum Teil die Möglichkeit einer präzisen, ultraschallgesteuerten Ver­ödungstherapie der Venen.

«D’REGION»: Werden Ihnen Krampf­adern-Patienten ausschliesslich von Hausärzten zugewiesen oder gibt es auch noch andere Zuweiser?
Dr. Wyss: Es sind mehrheitlich Zuweisungen durch Hausärzte und deutlich weniger Patientinnen und Patienten, welche sich selber zuweisen.

«D’REGION»: Sind Krampfadern für die Betroffenen meist ein kosmetisches Problem – oder sind es eher Schmerzen, die dazu führen, dass ärztliche Hilfe in Anspruch genommen wird?
Dr. Wyss: Es sind in erster Linie Schmerzen und andere Beschwerden wie zum Beispiel Stauungsekzeme, Venenentzündungen oder offene Beine. Ärztliche Hilfe wird aber auch in Anspruch genommen, wenn Betroffene von Erfahrungen von Freunden, Bekannten oder Mitgliedern der Familie hören, die ihrerseits mit Krampf­adern-Problemen zu kämpfen haben oder hatten. Oft spielt zudem die Angst vor Thrombosen eine Rolle. Bei Frauen sind Krampfadern zuweilen auch ein kosmetisches Problem. Im Vergleich zu den bereits erwähnten Faktoren sind kosmetische Probleme jedoch deutlich seltener.

«D’REGION»: Wie und weshalb entstehen Krampfadern oder Besenreiser – also sichtbare Venen?
Dr. Wyss: Das Problem ist eine angeborene, häufig – aber nicht immer – vererbte Venenwandschwäche. Ohne diese Venenwandschwäche entstehen keine Krampfadern.

«D’REGION»: Kommen Krampf­adern nur an den Beinen oder auch anderswo vor?
Dr. Wyss: Prinzipiell können Krampf­adern am ganzen Körper vorkommen. In den meisten Fällen sind aber die Beine betroffen.

«D’REGION»: Welche Ratschläge gibt es – falls überhaupt –, um Krampfadern den Kampf anzusagen beziehungsweise diese gar nicht erst entstehen zu lassen?
Dr. Wyss: Eine frühzeitige Untersuchung beim Gefässspezialisten mit Ultraschall, sobald Krampfadern sichtbar sind. Einzig der Ultraschall, welcher ins Bein hineinschauen kann, kann das wahre Ausmass der Krampf­adern sichtbar machen. Der Gefässspezialist kann den Patienten dann dabei beraten, welche Massnahmen dieser treffen muss. Dies kann das Tragen eines Venenstrumpfes sein oder die aktive Behandlung der Krampfadern mittels Operation, Lasertherapie oder Verödungstherapie.

«D’REGION»: Bald ist Winter. Stimmt es, dass Krampfadern-Patienten bei kalten Temperaturen weniger Schmerzen empfinden als bei Hitze – und falls ja, weshalb?
Dr. Wyss: Ja, im Winter bereiten Krampfadern weniger Beschwerden, und es treten auch weniger oft geschwollene Beine auf. Der Grund ist, dass sich die Venen/Krampfadern bei warmen Temperaturen ausweiten und sich das Blut darin vermehrt staut. Dies kann dann zu Beschwerden in den Krampfadern oder zum Beispiel auch zu einem Stauungsekzem sowie zu geschwollenen Beinen führen.

«D’REGION»: Raten Sie Krampf­adern-Patienten zu möglichst viel Bewegung – und können hochgelagerte Beine die Schmerzen lindern und damit zu mehr Lebensqualität führen?  
Dr. Wyss: So ist es. Die Beinmuskulatur unterstützt beim Gehen den Blutrückfluss in den Venen. Beim Hochlagern der Beine wird die Schwerkraft eliminiert, sodass sich das Blut in den Krampfadern weniger staut.

«D’REGION»: Weshalb leiden Frauen – im Vergleich zu Männern – vermehrt unter Krampfadern?  
Dr. Wyss: Nach Schwangerschaften treten vermehrt Krampfadern auf. Auch melden sich Frauen wegen Krampf­adern eher früher als Männer, weil sie sich kosmetisch dadurch gestört fühlen – oder weil sie sich Sorgen wegen allfälligen Komplikationen wie zum Beispiel Thrombosen oder offenen Beinen machen. Die Krampfadern sind bei Männern wegen der Haare an den Beinen auch häufig weniger gut sichtbar als bei Frauen.

«D’REGION»: Führen zuweilen auch Kompressionsstrümpfe und Medikamente dazu, dass auf eine Operation verzichtet werden kann?
Dr. Schneider: Was die Kompressionsstrümpfe anbelangt, so ist dem tatsächlich so. Der Nachteil aber ist, dass diese Strümpfe ständig getragen werden müssten. Leider gibt es bisher auch keine Medikamente, dank denen eine Operation vermieden werden könnte.

«D’REGION»: Wenn der operative Eingriff unerlässlich ist: Wie kann sich der Laie eine solche Operation vorstellen?
Dr. Schneider: Eine gute Frage. Diese hier zu beantworten, würde aber den Rahmen sprengen. Ich werde das Ganze aber während des Publikumsvortrags am Donnerstagabend erklären – verbal und anhand von Bildern.

«D’REGION»: Welche Vorteile hat die sogenannte endovenöse Methode, also eine Behandlung mit Laser oder Radiofrequenz, gegenüber einer chirurgischen Entfernung der Krampf­adern?
Dr. Schneider: Die Vorteile liegen darin, dass es bei der Behandlung mit Laser nur kleine Schnitte gibt. Diese Methode ist also nicht gleich belastend für den Patienten.

«D’REGION»: Welche Dienstleis­tungen bietet das Spital Emmental Krampfadern-Patienten an?  
Dr. Schneider: Ab diesem Winter – voraussichtlich sogar noch im kommenden Monat Dezember – werden wir die Lasertherapie inklusive der damit verbundenen ganzen Palette zur Behandlung von Krampfadern anbieten können.  

Zu den Personen
Dr. med. Michael Wyss ist Facharzt für Angiologie und Allgemeine Innere Medizin mit Privatpraxis im Spital Emmental in Burgdorf seit 2003.
Dr. med. Matthias Schneider ist am Spital Emmental Leitender Arzt Chirurgie und hier seit 2013 tätig.


Hans Mathys


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