Burgdorf ist die neuste «Fair Trade Town»

  28.05.2019 Aktuell, Foto, Kultur, Burgdorf, Gesellschaft, Vereine, Politik

Am vergangenen Donnerstag versammelten sich Vertreter von Max Havelaar, Swiss Fair Trade und zahlreiche weitere Gäste im Kino Krone in Burgdorf. Manuel Zach, Inhaber der Kinokette Cinérgie, freute sich sehr: «Ich freue mich natürlich sehr, auch einen kleinen Beitrag zu dieser Feier leisten zu können.» Nach einem vorgängigen, reichhaltigen Chili-Apéro begrüsste Hansruedi Kummer, Leiter Bildungsdirektion Burgdorf und Moderator der Veranstaltung, zum «geschichtsträchtigen Abend».
Denn die Gelegenheit, zu der sich die zahlreich erschienen Personen im Kinosaal vom Kino Krone versammelten, war eine ganz spezielle. «Burgdorf wird schon wieder ausgezeichnet», freute sich auch Stadtpräsident Stefan Berger. «Heute wird Burgdorf zur Fair Trade Town, aber es hat viel gebraucht, bis wir hier gelandet sind.» Stefan Berger verriet auch, dass er genau wisse, warum an diesem Tag das Wetter so gut sei: «Immer, wenn in Burgdorf Grosses passiert, scheint die Sonne.»

Eine starke Arbeitsgruppe
Begonnen hat alles offiziell Anfang 2016 mit der Gründung einer Arbeitsgruppe, mit dem Ziel, Burgdorf zu einer Fair Trade Town zu machen. Ende 2017 wurde schliesslich auch eine betreffende Interpellation vom Gemeinderat angenommen. «Jetzt befinden wir uns in der dritten Phase, und die ist besonders schön», erzählte Stefan Berger. «Und das ist die Auszeichnungsphase. Aber auch nach der Auszeichnung können wir uns nicht zurücklehnen und es geniessen, jetzt wird weitergemacht.»
Auch Hansruedi Kummer erinnert sich an den langen Weg bis zur Verleihung: «Es war sehr spannend und hat viel Spass gemacht, aber es war auch nicht immer einfach.» So freute sich die Arbeitsgruppe an diesem Abend umso mehr, dass das ersehnte Ziel erreicht ist. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe stellten sich vor und erklärten ihre eigene Motivation zum Einsatz für fairen Handel in Burgdorf.

Gratulationsbotschaften für Burgdorf
Elie Peter, der stellvertretende Geschäftsleiter der Max Havelaar Stiftung Schweiz, überbrachte eine Gratulationsbotschaft zur Auszeichnung. So freute er sich ganz besonders, dass an diesem Abend die Stadt Burgdorf ausgezeichnet wurde und verriert den Anwesenden, was für eine spezielle Beziehung er zur Stadt pflegt. So war er von der Casino-Gesellschaft zu einer Veranstaltung zu fairem Handel eingeladen worden und habe ein «Schoggitasting» mit verschiedenen Schokoladensorten veranstaltet. «Es war das erste Mal, dass wir so etwas gemacht haben und ich hatte ehrlich gesagt auch ein bisschen Angst, da wir ja nicht wussten, was es für Resultate gibt», blickte Elie Peter zurück. So freute es ihn umso mehr, dass die Burgdorfer besonders die Fair-Trade-Schokolade geliebt haben und diese in zwei von drei Kategorien gewonnen und in der dritten Kategorie den zweiten Platz belegt hat. «Seither liebe ich Burgdorf, denn hier verbindet man einen exzellenten Geschmack mit fairem Handel.» Elie Peter betonte, dass Max Havelaar und der einzelne Konsument nicht die ganze Welt verändern können. Sehr wohl könne man aber mit einem Griff zu Fair-Trade-Produkten die Welt von einzelnen Menschen wie etwa Kleinbauern in armen Ländern verändern. Eine weitere Laudatio wurde von Tobias Meier, Präsident Swiss Fair Trade, gehalten. Er freute sich sehr, zum achten Mal einer Stadt oder Gemeinde diese Auszeichnung verleihen zu können und bemerkte, dass fairer Handel eine deutliche Bewegung ist, die in Gang kommt. Er blickte auf die fünf Kriterien zurück, welche Burgdorf erfüllen musste, um die Auszeichnung zu erhalten. So musste zuerst ein politischer Entscheid gefällt werden, sich als Fair Trade Town engagieren zu wollen. Die Zusammensetzung einer Arbeitsgruppe, ein Angebot von Fair-Trade-Produkten in Shops, Gastronomie und Hotels gehörten ebenso dazu wie Fair-Trade-Produkte und Aktivitäten in Insitutionen und Unternehmen in der Stadt. Zu guter Letzt musste mit Öffentlichkeitsarbeit auf die Fair-Trade-Bemühungen der Stadt aufmerksam gemacht werden, was unter anderen mit einem Marktstand der Arbeitsgruppe in Burgdorf durchgeführt wurde. Zur Überreichung der Auszeichnung bat Stefan Berger sogleich auch die Arbeitsgruppe auf die Bühne, um die Auszeichnung gemeinsam entgegenzunehmen.

«Fair Traders» von nah und fern
Nach dem offiziellen Teil ging es ins «Schmankerl des Abends» über. So wurde im Anschluss an die Auszeichnungsfeier der Dokumentarfilm «Fair Traders» des Schweizer Filmemachers Nino Jacusso gezeigt. Vor dem Film führte Marie-Claire Pellerin, Geschäftsführerin Claro Fair Trade AG, ein Interview mit dem anwesenden Regisseur, in welchem er Spannendes aus der Entstehungs- und Produktionsgeschichte des Films erzählte. Im Film selbst wird die Geschichte von drei Personen erzählt, welche sich auf einer regionalen, nationalen und einer internationalen Ebene für fairen Handel einsetzen. Auf die Frage von Marie-Claire Pellerin, was denn für ihn Fair Trade eigentlich ist, antwortete Nino Jacusso: «Für mich ist das ein uraltes Prinzip. Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden willst. Und wer will denn schon über den Tisch gezogen werden...»
Nino Jacusso hofft, dass die Möglichkeit, diesen Film in einem Kino zu sehen, wahrgenommen wird. «Es ist eine ideale Gelegenheit für Schulen, sich mit einem solchen Thema auseinanderzusetzen.» Im Anschluss an den Film, welcher von den Zuschauerinnen und Zuschauern mit grossem Applaus quit­tiert wurde, beantwortete Nino Jacusso noch einige Zuschauerfragen und brachte seine Freude zum Ausdruck, seinen Film an einer solchen Veranstaltung zeigen zu dürfen. «Mein Ziel war es, einen Film zu machen, der Mut macht. Denn das Wichtigste ist, kleine Schritte zu machen, dann entsteht am Schluss etwas Grosses», schloss er die Veranstaltung, bevor sich die Anwesenden in weitere angeregte Gespräche vertieften.

David Kocher


www.fairtradetown.ch.


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