Ein Italiener in Russland und eine Langnauerin in Burgdorf

  27.03.2019 Aktuell, Foto, Kultur, Burgdorf, Vereine

Anatoli Liadov, Alessandro Marcello, Sergej Rachmaninov, Alexander Borodin, Dmitri Schostakowitsch: Welcher Komponist passt nicht in die Reihe? Erraten. Es ist natürlich Alessandro Marcello, der als italienischer Barockkomponist auf den ersten Blick nicht so recht zu den anderen passen will, die allesamt der russischen Romantik oder sogar der Neuzeit zuzuschreiben sind. So hatte Bruno Stöckli, der langjährige Dirigent des Orchestervereins, denn ursprünglich auch ge­plant, Glazunovs Konzert für Saxofon und Streich­orchester einzustudieren, musste sich jedoch eingestehen, dass dieses zu anspruchsvoll für den Orchesterverein ist, der ja schliesslich mehrheitlich aus Amateurmusiker/innen besteht. Was leicht abschätzig klingen mag, ist in Wirklichkeit eine Auszeichnung, ist doch ein «Amateur» nichts weiter als ein «Liebhaber». Garantiert alles andere als eine Hobbymusikerin ist die in Langnau aufgewachsene Profi-Saxofonistin Lisa Wyss, mit der das Orches­ter für sein diesjähriges Frühlingskonzert zusammenarbeitet. Und weil Literatur für Saxofon und Orchester äusserst rar ist, griffen Lisa Wyss und Bruno Stöckli auf eine Bearbeitung für Saxofon und Streicher von Alessandro Marcellos Oboenkonzert zurück. Das Publikum wird überrascht sein, wie perfekt das Saxofon zu dieser Barockkomposition und wie ausgezeichnet dieses Stück in die Reihe der russischen Werke passt, unter anderem zu Rachmaninovs «Vocalise», ebenfalls im Arrangement für Saxofon und Orchester. Wie Rachmaninov gehört auch Borodin zu den grossen russischen Komponisten, obwohl er genauso wie die Musiker/innen des Orchestervereins als Amateur bezeichnet werden kann. Denn Borodin war hauptberuflich nicht Musiker, sondern Professor für Chemie. Die Musik war für ihn vor allem Spass und Ablenkung, weshalb er nicht die Zeit gefunden hatte, seine dritte Synfonie, die der Orchesterverein zur Aufführung bringt, zu vollenden. Als krönender Konzertabschluss erklingt der sehnsüchtig-überschwängliche Walzer Nr. 2 von Schostakowitsch. Dieser Ohrwurm ist nicht erst seit dem Soundtrack zu Stanley Kubricks «Eyes Wide Shut» weltberühmt. zvg


Frühlingskonzert des Orchestervereins Burgdorf: Sonntag, 31. März 2019, 17.00 Uhr, Stadtkirche Burgdorf.
Solistin: Lisa Wyss (Saxofon). Leitung: Bruno Stöckli. Werke von Liadov, Marcello, Rachmaninov, Borodin und Schostakowitsch. Kein Vorverkauf. www.orchesterburgdorf.ch.


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