"Jetzt - energetisch modernisieren!"

  27.11.2017 Aktuell, Bildung, Wirtschaft, Burgdorf, Gesellschaft, Region, Politik

Die Stadt Burgdorf ist seit dem Jahr 1999 mit dem Label Energiestadt zertifiziert. Sie ist stets bemüht, energiepolitische Massnahmen laufend zu ergänzen beziehungsweise zu optimieren. Mit dem Informationsanlass zum Thema «Jetzt – energetisch modernisieren!» wurde in Zusammenarbeit mit dem Hauseigentümerverband Burgdorf / Trachselwald und der Plattform Energiestadt Burgdorf aufgezeigt, wie von mehr Wohnkomfort, geringeren Energiekosten und weniger Abhängigkeit von Energiepreisen profitiert werden kann. Als Referenten waren Christoph Gubser, Energieberater Region Emmental, Andreas Nebiker, Regionalverkaufsleiter Flumroc AG, und zwei Projektleiter der BKW Energie AG geladen.

«Dämmen, aber wie?»
«Wie chönnt me aus Bouherrschaft dra häre ga, we me sich entschliesst, a sim Huus öppis z mache?», stellte Andreas Nebiker die Frage in den Raum. Wo geht Energie verloren? In der Heizperiode entweichen rund 20 Prozent übers Dach. Dabei handelt es sich um sogenannte Transmissionsverluste. Zehn Prozent entschwinden über Fenster und Türen, weitere 30 Prozent über die Aussenwände. Der Rest entfällt auf Undichtigkeit, Keller usw. Die Gebäudehülle ist also massgebend für die Energieeffizienz. Aussen dämmen, hinterlüftet dämmen, von den Ziegeln her, über den Estrichboden, unter der Kellerdecke usw.: Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Wichtig ist, zuerst die Bausubstanz zu beurteilen und im Anschluss ein gesamtes Erneuerungskonzept zu erstellen. Weiter sind Alternativenergien wie Solarthermie oder Fotovoltaik zu prüfen und für später mit zu berücksichtigen, es gilt, das Förderprogramm anzumelden und den Bauablauf zu planen. «Wenn dämmen, dann richtig!», lautete ein Tipp von Nebiker. Es seien zukunftsfähige Standards zu wählen, denn energieeffiziente Gebäude haben langfristig einen Mehrwert.

Intelligente Energie- und Heizsysteme…
… sollen Energie sparen, klimafreundlich sein, den Komfort erhöhen, die Bedienung und den Unterhalt vereinfachen und ausbaubar sein. Wie sieht die Schweiz betreffend Heizungen aus? Knapp 80 Prozent sind Ölheizungen, 10 bis 15 Prozent Gas und 5 bis 7 Prozent Elektroheizungen. In die Kategorie moderne Heizungen gehören laut dem BKW-Referenten Wärmepumpen- und Holz / Pellets-Heizungen. Diese beiden Arten können mit Solar (Solar­thermie oder Fotovoltaik) unterstützt werden. Es gibt vier verschiedene Arten von Wärmepumpen: Sole / Wasser (klassische Erdsonden-Wärmepumpe), Wasser / Wasser (Grundwasser-Wärmepumpe), Luft / Wasser und Luft / Luft (gibt es in der Schweiz nicht). Erdsondenheizungen machen Erdsondenbohrungen notwendig. Umbaukosten Sole / Wasser-Wärmepumpe: Bohrung 25 000 Franken, Wärmepumpe inkl. Installation 20 000 Franken, Demontage und Anpassungen 5000 Franken, total 50 000 Franken. Luft / Wasser-Wärmepumpe: Pumpe inkl. Installation 28 000 Franken, Demontage und Anpassungen 5000 Franken, total 33 000 Franken.

Fachspezialisten beiziehen
Effiziente, klimafreundliche Heiz­systeme sind in der Anschaffung teurer, dies zahlt sich jedoch über die Lebensdauer der Anlage aus. Da jedes Heizsystem die Umwelt belastet, empfiehlt es sich, das Gebäude gesamthaft zu sanieren (Gebäudehülle, Fens­ter…). Jedes System hat seine Vor- und Nachteile. Die Heizung muss auf das Gebäude und die entsprechenden Einflussfaktoren (Nutzung, Lage…) abgestimmt sein. Es gilt, mithilfe von Fachspezialisten und Beratern gemeinsam die optimale Lösung zu erarbeiten. – Stefan Felder erläuterte die «BKW Home Energy». Dabei handelt es sich um eine intelligente Steuerung zur Eigenverbrauchsoptimierung mit Lastenverschiebung und Speicher. Mittels App oder Portal ist eine Visualisierung des Gesamtsystems möglich. Das modulare Produkt BKW Home Energy wirbt unter dem Motto: alles aus einer Hand – Strom, Wärme, Mobilität und Service. https://www.bkw.ch/privatkunden/home-energy.

Kantonale Energieverordnung (KEnV)
Seit dem 1. September 2016 gilt ein neuer gesetzlicher Rahmen. «Wir haben die MuKEn, die Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich 2014, die der Kanton Bern ziemlich schnell auf Verordnungs­ebene umgesetzt hat», liess Christoph Gubser verlauten. Der Kanton Bern hat aber nicht nur die Vorschriften verschärft, «er hat auch das Förderproramm, das am meisten für Massnahmen lockermachen kann», so der Energieberater weiter. Gebäudesanierungen nach GEAK-Effizienzklassenaufstieg, Wärme­pumpen und Wärmepumpenboiler, thermische Solaranlagen, Komfortlüftungen, automatische Holzfeuerungen, Wärmenetze mit erneuerbarer Energie u. a.: Für sie alle gibt es Fördergelder. «Es sind sehr lukrative Ansätze», so Gubser. Energieberatungsstelle Region Emmental: Telefon 034 402 24 94, info@energieberatung-emmental.ch. Telefonische Erstberatung, Mailberatung und Beratungen im Energieberaterbüro (Standorte Burgdorf und Langnau) sind kostenlos. Beratungen vor Ort von 100 bis 250 Franken. Kantonale Förderbeiträge: www.energie.be.ch. Sie müssen vor Baubeginn angemeldet werden.
Am Anlass wirkten weiter mit: Theo­phil Bucher, Gemeinderat Ressort Hochbau/Umwelt; Christoph Käser, HEV-Präsident; Andreas Fröhlich, Energiezukunft Schweiz; und diverse Aussteller.

Barbara Schwarzwald


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