Charles Lewinsky referierte im Gotthelf Zentrum

  31.10.2017 Gesellschaft, Kultur, Lützelflüh

Die Traktanden führten zu keinen Diskussionen, sodass Vereins­präsidentin Verena Hofer rasch zum zweiten, gemütlichen Teil des Anlasses überleiten konnte – dem gemeinsamen Mittagessen.
Den Höhepunkt des Anlasses bildete der zahlreich besuchte öffentliche Vortrag des bekannten Schweizer Schriftstellers und Drehbuchautors Charles Lewinsky im Gotthelf Zentrum. Aus seiner Feder stammen mehrere preisgekrönte Bücher, diverse Fernsehsendungen, Theaterstücke, Songtexte, Zeitungsglossen sowie das Musical «Gotthelf», das im Jahr 2011 an den Thunerseespielen uraufgeführt wurde und das auf dem 1850 erschienenen Roman «Die Käserei in der Vehfreude» basiert. Darin beschliessen die Vehfreudiger, statt eines dringend notwendigen Schulhauses eine Talkäserei
zu errichten. Schon bald grassiert im beschaulichen Dorf das Käsefieber, und die Profitgier nimmt überhand. «Mit viel Witz, Humor und Satire erweckt Gotthelf in seinem Roman eine ganze Dorfgemeinschaft zum Leben. Auf doppelbödige und hintergründige Art und Weise wirft er die Frage nach dem Nutzen des Fortschritts auf – ein hochaktuelles Thema», erklärte Hofer in ihren einleitenden Ausführungen.

«Gotthelf – das Musical»
«Die Liebesgeschichte zwischen Felix, dem Sohn des mächtigen Ammanns, und dem Verdingkind Änneli sowie die korrupten Praktiken der Vehfreudiger eigneten sich meiner Meinung nach wunderbar als Musical-Stoff», erläuterte Lewinsky. Mit seiner Idee überzeugte er auch die  Produzenten der Thunerseespiele. «Die grosse Herausforderung bestand darin, möglichst viel vom Original beizubehalten und zugleich jene Elemente des umfangreichen Romans wegzulassen oder umzuschreiben, bei welchen die Übertragung auf die Bühne nicht funktioniert hätte. Verkürzen, vereinfachen, reduzieren lautete die Devise für die Inszenierung. Um das Publikum zu fesseln, ist es zudem unabdingbar, mit Vergröberungen zu arbeiten und Knalleffekte einzubauen.» Anhand verschiedener Videosequenzen aus dem Musical erläuterte Lewinsky seine Herangehensweise. Zu den grössten Veränderungen, die er gegenüber der literarischen Vorlage vornahm, gehört der Auftritt von Albert Bitzius höchstpersönlich. Dieser sorgt für das Happy End zwischen Felix und Änneli.
Die Arbeit am Musical bereitete Lewinsky viel Vergnügen. «Das Projekt bot mir erneut Gelegenheit, mich eingehend mit Gotthelfs Werken auseinanderzusetzen – dies ist immer wieder ein Genuss. Für mich ist Jeremias Gotthelf der bedeutendste Schweizer Schriftsteller.»

Markus Hofer


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