Von Patienten und kleinen Waisenkindern

  30.06.2017 Gesellschaft, Utzenstorf

In der Stiftung Wildstation Landshut, Utzenstorf, herrscht Hochbetrieb. Das Frühjahr und der Frühsommer haben der Pflegestation für Wildtiere zahlreiche adulte, noch mehr aber junge Pfleglinge gebracht. Täglich teils über zwanzig neue Patienten und Pfleglinge erreichen die Wildstation. Sie werden von Privatpersonen oder Wildhütern eingeliefert. Angefangen hat das «Baby-Jahr» mit vier allerliebsten Eichhörnchen, deren Augen beim Auffinden noch geschlossen waren. Zur Freude aller Mitarbeitenden der Wildstation haben sie die Strapazen überlebt und turnen inzwischen draussen in der Natur herum. Im Laufe der Woche belebten nun ein Feldhasenwaise, zwei junge Iltisse, junge Igel und vor allem junge Singvögel die «Kinderstube» in Landshut.
Sie alle werden mit geeigneter Nahrung und in wildtiergerechter Haltung aufgezogen, erhalten je nach Bedarf auch ihre individuelle, fachlich kompetente Pflege und Rehabilitation mit dem obersten Ziel, sie gesund, selbst­ständig und überlebensfähig im geeigneten Lebensraum auswildern zu können.
In den letzten Tagen wurden mehrere junge Fledermäuse – kaum grösser als ein Daumennagel – in der Wildstation abgegeben. Ihre Pflege ist besonders intensiv. Mit der Futterspritze erhalten sie kleinste Mengen Spezialmilch, bis sie kräftiger geworden sind und ihnen Mehlwürmer gereicht werden können. Die Fütterung einer jungen Fledermaus nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, und dies sechs- bis achtmal am Tag.
Es gibt verschiedenste Ursachen, welche die Aufzucht und Pflege der Wildtierkinder in der Wildstation notwendig machen können. Sie sind verwaist, weil die Alttiere umgekommen sind oder sie aus irgendeinem Grund nicht mehr füttern, sie sind geschwächt oder sie sind verletzt, sei es – in vielen Fällen – von einer Katze, zuweilen von einem Raubvogel oder einem anderen Wildtier oder auch von einem Sturz aus dem Nest. In diesen Fällen hängt ihr Überleben von der richtigen Unterbringung, Nahrung, medizinischen Versorgung und Pflege ab.
Doch zuweilen treffen auch gesunde «Waisenkinder» in der Pflegestation ein: Ästlinge, die noch nicht richtig fliegen können. Vielfach ist unbekannt, dass diese auch ausserhalb des Nests von ihren Eltern gefüttert werden. Die Finder heben sie auf und bringen sie in die Pflegestation. Oft aber müssten sie nur in Sicherheit gebracht werden. Werden Ästlinge am Boden entdeckt, ist es wichtig, sie auf einen Ast zu setzen, wo ihre Eltern sie finden – wenn möglich nicht in der Nähe von Katzen. Da Vögel ihre Jungen nicht am Geruch erkennen, kann man die kleinen Tiere übrigens problemlos anfassen, sie werden nicht von den Eltern verstossen. Gesunde Ästlinge werden schnell kräftiger und lernen das sichere Fliegen innerhalb kurzer Zeit.
Parallel zur Aufzucht werden in der Stiftung Wildstation Landshut auch zahlreiche adulte oder halbadulte Pfleglinge versorgt – Singvögel, Igel, Nager, Fledermäuse, Eulen und Greifvögel, Letztere vor allem weil sie verunfallt sind. Nicht selten wird bei diesen ein operativer Eingriff durch die Tierärztin notwendig.
Ein besonderer Patient war in diesem Frühsommer ein Schwarzspecht, der mit Bissverletzungen abgegeben wurde. Seine Rehabilitation wurde mit besonderer Freude beobachtet. Jetzt trainiert er draussen im Gehege und dürfte schon bald, bestens auf die Rückkehr in sein natürliches Habitat vorbereitet, ausgewildert werden.
Die Stiftung Wildstation Landshut, unterhalb des Schlosses Landshut, verfügt über einen täglich begehbaren Naturlehrpfad. Infotafeln, Schaukästen und interaktives Anschauungsmaterial lassen hinter die Kulissen der Wildstation blicken und vermitteln auf lebendige Weise Kenntnisse zu einheimischen Wildtieren und deren Biologie. Dabei werden auch Gefahren für Wildtiere thematisiert und ebenso Möglichkeiten zur Prävention aufgezeigt. Zudem können Ideen gesammelt werden, wie ein Garten – ob gross oder klein – attraktiv gestaltet werden kann und damit zum wertvollen Lebensraum für viele Wildtiere wird. Der Naturlehrpfad ist täglich von 8.00 bis 18.00 Uhr geöffnet (im Winter bis 17.00 Uhr).

zvg


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