Licht und Schatten im regionalen Fussball

  16.06.2017 Fussball, Region

Die Meisterschaft 2016 / 17 hat sich in die kurze Sommerpause verabschiedet. Grund genug für die «D’Region», die Bilanz der regionalen Teams kurz und kritisch unter die Lupe zu nehmen. Wer sind die Gewinner und wer die Verlierer?
Es waren für einmal nicht die Männer, welche in diesem Frühling überregional für die grossen Schlagzeilen sorgten, sondern die Frauen. Diejenigen der Kirchberger stiegen in die 1.-Liga und die Frauen der Blau-Weissen aus Oberburg – wir berichteten – in die 3.-Liga auf. Abgeschwächt muss aber unbedingt auch der SC Burgdorf erwähnt werden, welcher dank einer schwachen Viertelstunde im entscheidenden Auswärtsmatch gegen Schüpfen, neues Mitglied der regionalen 2.-Liga, verlor und damit die Berechtigung zu den Aufstiegsspielen vermasselte.

Kirchberg I – noch gerade zum richtigen Zeitpunkt die Kurve gekriegt
Diesen Fakt dürften die Verantwortlichen des Mitglieds der höchsten Spielklasse des Fussballverbandes Bern / Jura zur Kenntnis genommen haben. Dank eines Heimsieges gegen ein ultraschwaches Köniz II sicherte sich das Team von Trainer Hansres Brechbühler noch vorzeitig den Liga­erhalt. Zusätzlich darf erwähnt werden, dass Aufsteiger Muri-Gümligen den Durchmarsch in die interregionale 2.-Liga beinahe mühelos erspielte. Schon längere Zeit stand fest, dass die Gruppe eine Zäsur erleben musste. Mit dem SV Meiringen und dem FC Allmendingen erwischte es gleich zwei Berner Oberländer Teams. Neo-Trainer Patrick Knuchel wird es deshalb nicht leicht haben, seine neuen Jungs wieder dahin zurückzuführen, wohin das Team eigentlich hingehört – im Minimum ins zentrale Mittelfeld der regionalen 2.-Liga.

Burgdorf und die fatale Viertelstunde
Das Team von Trainer Daniel Bögli lag gegen den späteren Aufsteiger Schüpfen in der 3.-Liga Gruppe 5 mit zwei  Toren bis in die 75. Minute in Führung und gab diese durch vier Gegentreffer noch preis. Obschon sich das Team im Schlussspiel zu Hause noch einmal von seiner besten Seite zeigte, sass der Stachel in der offenen Wunde mehr als nur tief. Doch eines darf den Burgdorfern nicht vorgeworfen werden, dass sie nicht alles dafür getan hätten, sich im zweiten Anlauf nicht für die Aufstiegsmatches zu qualifizieren. Der Jugend gehört dabei die Zukunft. Die Zähringer stellten in der Gruppe mit grossem Abstand den jüngsten Kader. Da das Team zusammenbleibt, bietet sich in der neuen Saison die grosse Möglichkeit anzugreifen. Dies haben sich der Trainer und die Spieler auf die Fahnen geschrieben.

Blau-Weiss Oberburg – das beste Team in der Gruppe 4
Kaum jemand in den Reihen der Blau-Weissen ging davon aus, dass ihre Mannschaft mit grossem Vorsprung innerhalb der Tabelle die Saison 2016 / 17 abschliessen sollte. Trainer Daniele Nocera wusste von Beginn weg, dass seine Spieler einen weiteren Schritt in ihrem Reifeprozess durchmachen müssen, um noch weiter nach oben zu kommen. Dabei zeigte sich deutlich, dass die Jungs gegen jeden anderen Gegner bestehen könnten, aber immer wieder fehlte noch das Quäntchen Glück dabei. Was aber gar nicht ins Konzept des Oberburger Trainers passte, vollzog sich am Pfingstsamstag, 3. Juni 2017. An diesem Tag sollten die Blau-Weissen auswärts die Nachtragspartie der 21. Runde austragen. Doch die Oberburger traten nicht an und kassierten ein 0:3-Forfait. Es liegt nun an den Verantwortlichen, die richtigen Schlüsse aus diesem Fehlverhalten für die kommende Saison zu ziehen.

Utzenstorf und die ewige Frage des Ligaerhalts
Schon zum x-ten Mal hiess es für das von Alexander Bühler geführte Team: Wann endlich können wir befreit von jetwelchem Druck in die Meisterschaftsspiele steigen? Um darauf die richtigen Antworten zu geben, musste sich das Team mehrere Wochen Zeit nehmen, um dem Saisonende gelassen entgegenzublicken. Wer die Mannschaft während der vergangenen Spielzeit des Öftern gesehen hat, kam fast immer zum Schluss, dass das Team über das Potenzial verfügt, sich schon frühzeitig den Verbleib in der Liga zu sichern. Wie eine Herzkurve durchlebten die Utzenstorfer die vergangenen Wochen. Es folgten Hochs und Tiefs in regelmässigen Abständen. Doch Trainer Bühler als auch die Verantwortlichen des FCU haben sich geschworen, dass man in dieser Causa für die nächste Meisterschaft Abhilfe schaffen werde. Mitentscheidend wird sein, ob der Kader zusammenbleibt und zusätzlich verstärkt wird.
Kirchberg II – noch immer kein Ammann-Nachfolger in Sicht
Trainer Roger Ammann hat den Verantwortlichen des Vereins schon frühzeitig signalisiert, dass er den Klub auf Ende Saison verlassen werde. Deshalb ging man in den Reihen der Mannschaft davon aus, dass man die Rückrunde nur mit einem Ziel durchziehen könnte – dem Ligaerhalt. Doch weit gefehlt. Was die Jungs in mehreren Matches den eigenen Fans boten, muss phasenweise als Frechheit bezeichnet werden. Unmotiviert und des Öftern nur mit dem fast letzten Aufgebot wurden einige Matches ausgetragen, mit der Quittung von zum Teil völlig unnötigen Niederlagen. Es grenzt deshalb schon an ein kleines Wunder, dass der Verbleib in der 3.-Liga noch rechtzeitig bewerkstelligt werden konnte. Doch eine Frage haben die Verantwortlichen der Kirchberger bis heute nicht beantwortet: Wer wird Nachfolger von Roger Ammann? Nicht nur die Fans, sondern auch die Spieler haben Anspruch darauf, endlich den Namen respektive ein Bild des Neuen zu erhalten. Die «D’Region» bleibt in dieser Sache am Ball.
Einen faden Beigeschmack lieferte in dieser Saison der FC Rilindja. Die auf der «Schütz» spielenden Burgdorfer standen noch in der Vorrunde vor einem möglichen Ausschluss. Diesen konnte damals durch die Begleichung von offenen Rechnungen gegenüber dem FVBJ noch abgewendet werden. Auch in diesem Frühling lieferte das Team einen zwiespältigen Eindruck ab. Oftmals kassierte Rilindja deftige Niederlagen ein oder auf der anderen Seite brachten die Burgdorfer favorisierte Teams in arge Bedrängnis. Dass letztlich der Abstieg in die 4.-Liga folgte, geschah im letzten Match und erst noch zu Hause, müssen sich die Spieler selbst zuschreiben. Gegen den Aufsteiger Aarwangen unterlag Rilindja diskussionslos mit 0:7-Toren. Genügend Zeit für die Burgdorfer, sich in den kommenden Wochen ernsthafte Gedanken «über das Wie und Weiter» zu machen.
Abschliessend sei festgestellt, dass der FVBJ bis auf einige Ausnahmen (u. a. Rilindja) einen Minderertrag bei den Bussen erleiden wird. Warum eigentlich? Die jeweils besten Teams in dieser Kategorie werden durch den Verband mit einer Prämie am Saisonende ausgestattet. Doch letztlich geht es darum, den Ball flach zu halten, Matches mit spielerischen Mitteln für sich zu entscheiden und dabei das Motto «Fair Play» nicht aus den Augen zu verlieren.

Roland Jungi




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