Der Tourismus im Emmental - eine Standortbestimmung

  20.02.2017 Aktuell, Bildung, Kultur, Wirtschaft, Burgdorf, Gesellschaft, Region

«Einladung zum Mediengespräch: Tourismus im Emmental – eine Standortbestimmung mit Ausblick auf das touristische Potenzial in der Zukunft». So war das Schreiben an die Zeitungsredaktionen zum Valentins­anlass im «Stadthaus» betitelt – und sie waren zahlreich erschienen, die Medienvertreter. Und Gastgeber Marvin Portmann war bestens vorbereitet. Nach einem kurzen Apéro in «seinem» Romantik-Hotel «Stadthaus» besuchte die Gruppe der Geladenen, zu denen auch der neue Stadtpräsident von Burgdorf, Stefan Berger (SP), und der Leiter Tourismus Emmental, Christian Billau, zählten, die Confiserie Widmer vis-à-vis. – Dass Schreiberlinge besser mit Kugelschreiber und Computer als mit Herzchen und Schokolade umzugehen wissen, stellten sie sogleich unter Beweis. Sie arbeiteten nach dem «System Käse-Fondue», so Christian Billau augenzwinkernd, und spiessten die Herzen brutal auf. Lediglich Stadtpräsident Stefan Berger gelang es auf Anhieb, das süsse Valentinstaggeschenk mit der Gabel richtig in die Schokoladesauce zu tauchen und auch wieder herauszufischen. Confiserie-Widmer-Inhaber Jürg Rentsch bestätigte, dass bei der Auswahl seiner Lernenden eine solche Aufgabe ziemlich schnell Aufschluss gebe, ob eine oder einer für den Beruf des Bäcker-Confiseurs geeignet sei…

Gemeinsam stark auftreten
Das grosse Angebot an regionalen Produkten, die gemeinsame Vermarktung der touristischen Angebote sowie eine starke Hotellerie und Gastronomie seien Erfolgsfaktoren bei der Positionierung des Tourismus im Emmental, lautete das Fazit des anschliessenden Mediengesprächs. Auf die Frage, wie es um den Tourismus im Emmental genau stehe, antwortete Christian Billau: «Wir können ein Plus an Übernachtungen von 1,3 Prozent im letzten Jahr verzeichnen.» Augenfällig sei, dass die vermeintlichen touristischen Zentren im Emmental sehr stabil oder sogar gewachsen seien, und Regionen, wo es nur einzelne Gasthäuser mit ein paar Betten gebe, einen sehr starken Rücklauf zu verkraften hätten. «Burgdorf jedoch kann ein Plus von 27 Prozent verzeichnen.» Dies liege vor allem daran, dass das «Landhaus» an der Sägegasse 33 renoviert und neu eröffnet worden sei. Vor der Renovation hätten keine Gäste mehr dort logieren können. Dass das «Stadthaus» vergangenen Herbst der Kooperation «Romantik Hotels und Restaurants international» beigetreten sei, sei ein sehr wichtiger und guter Schritt gewesen.  

Regionale Verwurzelung
Dass die Geladenen am Valentinstag als Erstes der Confiserie Widmer einen Besuch abstatteten, hatte seinen Grund. «Die regionale Verwurzelung ist für den Erfolg zentral», liess Marvin Portmann verlauten. Wann immer möglich beziehe das «Stadthaus» seine Produkte aus der Region. «Für unsere Gäste ist das ein wichtiges Qualitätsmerkmal.» Die Pastetli, die Portmann später zur Valentinstag-Vorspeise als «Widmers Pilzpastetli» servieren liess, werden in der Confiserie Widmer mit viel Liebe und viel Butter hergestellt. Inhaber Jürg Rentsch hatte die Schreibenden bei der Betriebsbesichtigung über die Fabrikation des Blätterteiggebäcks ins Bild gesetzt. Dass Jürg Rentsch und Marvin Portmann wenn möglich regionale Anbieter bevorzugen, zeigt die «Stadthaus»-Zusammenarbeit mit der Metzgerei Horisberger, mit der Kaffeerösterei Berchtold, mit der Burgdorfer Bierbrauerei, mit dem Blumengeschäft Irène Christen und vielen weiteren mehr auf.

80 Prozent Tagesausflugsgäste
Als touristische Leuchttürme bezeichnete Christian Billau die Emmentaler Schaukäserei mit 300 000 Besuchern und das «Kambly-Erlebnis» mit über 400 000 Gästen jährlich. «Diese Besucher wissen nach einer Stunde nicht mehr, was sie noch unternehmen könnten. Da müssen wir ansetzen.» Er erwähnte die Herzroute, die wunderbar funktioniere. Das Emmental müsse sich als Zwischenstopp positionieren. «Wir befinden uns auf der touristischen Achse zwischen Bern, Luzern und Interlaken. Und wir sind Naherholungsgebiet der Stadt Bern.» 80 Prozent der Besucher im Emmental seien Tagesausflugsgäs­te. Da be­ste­he ein Riesenpotenzial. Es gelte, die Zusammenarbeit zu pflegen – genauso wie sie diese das «Stadthaus» mit dem «Sternen» Kriegstetten und dem «Bären» Dürrenroth kulinarisch, mit den Produkteanbietern regional und mit der Kooperation «Romantik Hotels und Restaurants» international pflegt. – «Das Schloss Burgdorf wird nach dem Umbau eine absolute Hammerattraktion», meinte Stadtpräsident Stefan Berger. Christian Billau berichtete vom Rennrad-Boom in England. Die bestens ausgebauten Strassen im Emmental eigneten sich dafür ebenfalls hervorragend. Der ganze Finanzsektor in London gehe neuerdings nicht mehr Golf spielen, sondern Rennrad fahren. Das Museum Franz Gertsch, das Luginbühl-Museum und vieles andere mehr fanden ebenso Erwähnung, bis die Geladenen nur noch über das servierte Zweierlei vom Kalb mit Morchelsauce, Caramel-Macchiato, Gemüsebouquet sowie den Schokoladenkuchen mit Mango-Sorbet schwärmten.

Barbara Schwarzwald


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