Weissglänzende Bühne, weisse Möbel, geometrisch angeordnet, makellos, cooles Design, das Eleganz und Modernität signalisiert! In diesem Ambiente bewegen sich die Protagonisten im Theaterstück «Zeitzünder». Zu Beginn scheint es, als wäre ihr Leben wirklich so makellos wie die Direktionsetage der Firma Wolfmann AG. Die letzten Vorbereitungen für das 100-Jahr-­Jubiläum, an dem auch die Bevölkerung mitfeiern darf, werden getroffen. Der Unternehmer Bob Wolfmann probt die Festrede und seine Gattin Elfi, eine kühle und berechnende Frau, rückt die Krawatte ihres Ehemannes zurecht. Sitzt da vielleicht nicht nur die Krawatte schief?
Der erwachsene Sohn Christian kritisiert die strengen Normen seiner Eltern, die auf Profit, Sein und Schein ausgerichtet sind und vor Jahren seine Schwester aus dem Haus getrieben haben. Es wird zudem immer deutlicher, dass die Uhren- und Gerätefabrik gegen die Schatten der Vergangenheit ankämpft. Während einiger Krisenjahre hatte sie Waffenteile hergestellt und exportiert. Diese Machenschaften brachten der Wolfmann AG finanzielle Sicherheit und Macht. Bob stellte den Firmenerfolg über alles, auch wenn dieser Menschenopfer forderte. Der Stärkere siegt, die andern bleiben auf der Strecke. Christian erfährt von diesen Machenschaften und verurteilt die Lügen seiner Eltern. Auch die ehemalige Geliebte tritt in Erscheinung, als Stadträtin jetzt. Sie lässt spüren, dass sie der ehrlichen Liebe nachtrauert. Doch die Abscheu von den profit­geilen Aktivitäten der Firma vergiftet ihre Gefühle.

Uraufführung in Burgdorf
Das neue Theaterstück wurde vom Bündner Marco Badilatti geschrieben. Es kam in Burgdorf zur Uraufführung. Unter der Regie von Reto Lang wird ein Zeitstück mit Brisanz gezeigt. Die vier Protagonisten werden verkörpert durch Franziska Kindler als Gattin Elfi, Toni Kunz als Firmeninhaber Bob, Simon Lüdi als deren Sohn Chris­tian und Nancy Rahn als ehemalige Geliebte Mira. Die Schauspielenden sind in ihren Rollen authentisch und überzeugen durch ihr sicheres Auftreten. Kostüme und Requisiten plante und organisierte Brigitte Wolf. Für das gelungene Bühnenbild und die Technik sind René Schärer und Ruedi Schütz zuständig. Das Publikum sitzt auf drei Seiten der Bühne und fühlt sich beinahe als Teil des Dramas. Das einzigartige Theaterstück erlebte im Theater Z eine sehenswerte Uraufführung und wurde mit kräftigem Applaus belohnt.

Autor Marco Badilatti
Der Autor Badilatti gelangte auf dem zweiten Bildungsweg zum Journalismus. Die Bereiche Kultur- und Umweltpolitik gehörten zu seinen wichtigsten Themen. Er ist Autor zahlreicher Sachbücher und schrieb Texte für Inszenierungen. Als Journalist wurde Badilatti häufig mit Extremsituationen konfrontiert. Gegensätze in der Welt beschäftigen ihn, so der Klimawandel, Kriege, Hunger und Armut und als Kontrast dazu Wohlstand, Überfluss, Konsumsucht und Egoismus. Ob dies mit jedem Einzelnen zu tun hat und ob dadurch unsere Wertvorstellungen beeinflusst werden, diesen Fragen ging er nach. So entstand vor dreizehn Jahren die erste Fassung des Theaterstückes. Bereits damals enthielt es brisante Themen, schien dem Autor aber noch nicht bühnenreif. Jahre später schrieb er um, passte an und stellte das Manuskript der Theatergruppe Burgdorf zur Verfügung. Die aktuelle Weltgeschichte steht zwar nicht im Mittelpunkt von «Zeitzünder», doch das Familiendrama passt äusserst gut in die Gegenwart, denn Erfolg, Ansehen, Macht und Ausbeutung sind jeden Tag ein Thema. Vielleicht will Badilatti gerade darum ein Zeichen setzen. Er wird mit dem Autorenhonorar, das er für dieses Stück erhält, ein Flüchtlingsprojekt mitfinanzieren.

Helen Käser

Das Drama mit Zündstoff könnte überall stattfinden! Doch aktuell spielt es in Burgdorf, im Theater Z an der Hohengasse. Spieldaten: 1., 3., 4., 8., 10., 11., 15., 17. und 18. Februar 2017 jeweils um 20.15 Uhr. www.tgburgdorf.ch.

Vorverkauf: Buchhandlung am Kronenplatz Burgdorf, 034 422 21 75 oder www.tipo.ch/zeitzuender.