Bienen fördern – was kann man tun?

  27.01.2017 Aktuell, Gesellschaft, Region

Es ist ungefähr 47 Jahre her, seit Ruedi Ritter, wohnhaft in Hasle bei Burgdorf, von seinem Vater das erste Bienenvolk anvertraut bekam. Seither hat ihn die Faszination Biene nicht mehr losgelassen. Heute ist er einer der höchsten «Beieler», die sich in vielen verschiedenen Bereichen für das Wohlergehen der Bienen einsetzen. Von 2009 bis 2013 war er beim Dachverband der schweizerischen Bienenzüchtervereine als Geschäftsführer angestellt. Momentan ist er bei der Fachstelle Bienen des Kantons Bern zuständig für die Bienenförderung, seit zwei Jahren als Lehrer bei der Imkerbildung Schweiz tätig und hält im Auftrag des Bienengesundheitsdiensts verschiedene Vorträge. Er unterhielt sich mit der «D’REGION» darüber, was man ohne grösseren Aufwand im eigenen Garten machen kann, um die Biene zu fördern.

Nicht jede Blüte ist für Bienen gleich interessant
Bienen und eine Vielzahl von blütentragenden Pflanzen sind aufeinander angewiesen. Die Blüten der Pflanzen versorgen die Bienen mit Nahrung, die Bienen bestäuben im Gegenzug die Pflanzen und sichern so deren Fortbestand. Doch nicht jede Blüte ist für Bienen gleich interessant, da sich die Menge an von der Blüte zur Verfügung gestelltem Pollen und Nektar stark unterscheidet. «Wenn man nun in seinem Garten etwas für die Bienen tun möchte und sich denkt: ‹Okay, Bienen brauchen Blüten, also setze ich Tulpen, kaufe einige Kistchen Geranien und pflanze noch eine schöne Forsythie›, dann ist es zwar schön, dass man bei der Gestaltung seines Gartens an die Bienen denkt, jedoch sind diese Pflanzen aufgrund ihres sehr niedrigen Nektar- und Pollengehalts für Bienen eine eher magere Nahrungsquelle und ihnen ist nicht unbedingt geholfen», erklärt Ruedi Ritter. Anstelle von Tulpen und Geranien sollte man besser Erika, Borretsch, die Herbst-Sonnenbraut oder die Clandon-Bartblume pflanzen, diese zeichnen sich als überaus grosszügige Nahrungsquelle für Bienen aus. Doch auch Pflanzen, welche wir eher zum eigenen Verzehr anpflanzen, wie etwa Broccoli, Schnittlauch, Gurken oder Thymian, sind in ihrer Blütezeit für Bienen äusserst attraktive Trachtpflanzen.
Das Problem mit den Forsythien sei, so Ritter, dass diese nur über Scheinblüten verfügten, welche für Bienen praktisch nutzlos seien. Wer jedoch nicht auf die schöne gelbe Blütenpracht verzichten möchte, der sollte eine Kornelkirsche, welche ebenfalls über zahlreiche gelbe Blüten verfügt, anpflanzen. «Die Kornelkirsche bietet den Vorteil, dass sie nektar- und pollenreiche Blüten besitzt und später noch Beeren produziert, welche zudem verschiedenen Vogelarten als Nahrungsquelle dienen», führt Ritter aus.

Das Nahrungsangebot kann knapp werden
Wenn ungefähr ab Mitte Mai der Raps und der Löwenzahn verblüht sind, kann es vorkommen, dass die Nahrung für Bienen äusserst knapp wird. «Letztes Jahr war die Situation derart prekär, dass sogar Bienen verhungert sind. Zudem fahren Bienen bei mangelndem Nahrungsangebot ihr Immunsystem herunter, was sie dann wiederum anfälliger für Krankheiten macht», erklärt Ritter. Dass es überhaupt zu dieser Situation der «grünen Wüste» komme, sei auf die mangelnde Struktur- und Artenvielfalt in der heutigen Zeit zurückzuführen, meint Adrian Vögeli vom Lehrbienenstand Steingrube in Oberburg. Deshalb sei es auch extrem wichtig, dass man als Gartenbesitzer/in auch die Blütezeit der Pflanzen, welche man setze, etwas berücksichtige. Besonders wertvoll für Bienen sind entsprechend Blumen, Sträucher und Bäume, welche ca. ab Mitte Mai zu blühen beginnen. Eine detaillierte Tabelle mit Angaben zum Pollen- und Nektargehalt sowie der Blütezeit verschiedenster Pflanzen kann unter www.inforama.ch/bienen heruntergeladen werden.

Felix Glauser

Weitere Informationen:
Kurs «Bienen fördern, was kann ich tun?», 7. April 2017, Inforama Waldhof, Langenthal. Anmeldung: www.inforama.ch/kurse.

Führungen im Lehrbienenstand Steingrube in Oberburg (unter anderem im Rahmen des Burgdorfer Ferienpasses und des Jugendwerks Brandis): Adrian Vögeli, Telefon 079 488 96 66, E-Mail: voegeli-honig@bluewin.ch. Homepage VUEB: www.emmentalerbienen.ch.


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