«Biber, Baumeister auf dem Vormarsch»

  28.11.2016 Aktuell, Kultur, Burgdorf, Gesellschaft

Zu einem aufschlussreichen Vortrag über die Biber lud Manfred Eichele, Präsident von Natur und Vogelschutz Burgdorf und Umgebung, ein. Referent Peter Lakerveld von Pro Natura BE/SO, faszinierte ein grosses Publikum mit dem Thema «Biber – Baumeister auf dem Vormarsch». Dank der Renaturierung von Fluss- und Bachläufen werden die zu Beginn des 19. Jahrhunderts ausgerotteten Biber wieder heimisch. «Aus Habgier rottete der Mensch den Biber aus: Das dichte Biberfell war hochbegehrt, ebenso sein Drüsensekret, mit dem er sein Revier markiert», erklärte Peter Lakerveld. Dieses Sekret galt als Wundermittel gegen fast jedes Gebrechen und wurde sogar mit Gold aufgewogen.

Rückkehr
Zwischen 1956 und 1977 wurden an den Schweizer Gewässern insgesamt 141 Biber ausgesetzt. Erst ab den 1980er-Jahren begann sich der Biber langsam auszubreiten und heute leben wieder rund 2000 Biber in der Schweiz. Ein Erfolg, der auch Pro Natura zu verdanken ist. Der Kanton Bern ist übrigens der «biberreichste Kanton» der Schweiz.

Biberland
Putzig, pummelig und friedlich zeigt sich der Biber in der PowerPoint-Präsentation. Der Vegetarier, der bis zu einem Meter lang und etwa 30 kg schwer wird, ernährt sich im Sommer von Kräutern und im Winter von Rinden. Für eine Zuckerrübe wandert er aber schon mal 300 Meter weit, sonst hält er sich im Umkreis von 20 Metern von seiner Höhle auf.
Das Revier einer Biberfamilie erstreckt sich zwischen einem und drei Kilometern Gewässerlänge. Seine Wohnung gräbt er in Uferböschungen, meist mehrere Wohnröhren. Dämme baut er, wenn das Gewässer nicht tief genug ist, denn der Höhleneingang muss vom Wasser überdeckt sein. So können keine Feinde eindringen und es entsteht kein Durchzug in der Wohnung. Die nachtaktiven Biber sind soziale Tiere, das Pärchen bleibt ein Leben lang zusammen. Die Biberfamilie besteht neben den Elterntieren auch aus den Jungen des aktuellen und des Vorjahres. Im Mai / Juni kommen in der Regel zwei bis drei Junge zur Welt, die während des ersten Jahres von Eltern und Geschwistern fürsorglich betreut werden. Im dritten Sommer müssen die Jungtiere die Höhle verlassen, um ein eigenes Revier zu erobern.

Neue Lebensräume
Als «Schlüsselart» und «Motor zur Artenvielfalt» bezeichnete der Referent den Biber. «Weil er die Landschaft verändert wie keine andere Tierart, er schafft ein Mosaik verschiedenster Lebensräume», so Peter Lakerveld. Der Biber trage wesentlich zur Dynamik von Gewässerlandschaften bei, meinte er weiter. Da wo er lebt, sammeln sich Nährstoffe, sodass zahlreiche Pflanzen wachsen, die dem Biber als Nahrung dienen. Die Flachwasserzonen der Biberteiche sind wahre Paradiese für die Larven zahlreicher Wasserinsekten. «Fällt der Biber Bäume oder wenn in seinen Biberteichen ganze Baumbestände absterben, schafft er Waldlichtungen, durch die die Sonne scheinen kann», zeigt der Referent in beeindruckenden Bildern. Durch die Sonnenbestrahlung entstehen offene trockene Flächen, auf denen wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten gedeihen oder als Nistplätze (Wildbienen) genutzt werden.
Der Erlebniswert in der Natur steige, erklärt Lakerveld, und wohl kaum jemand wisse, dass Rehe bedeutend mehr Schaden anrichten als Biber. Er zeigte auf, wie spannend das Leben der Biber ist und was für tolle «Architekten der Natur» diese Biber sind. Mit dem Verständnis für den besonderen Nager hofft Lakerveld, dass wieder ein gesundes «Miteinander von Mensch und Biber» wächst.

 
Sylvia Mosimann


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