Mehr Kapazitäten für die Kerngeschäfte

  16.04.2014 Aktuell, Wirtschaft, Burgdorf, Gesellschaft

Hermann Dür, Verwaltungsratspräsident der Lagerhaus AG und Ur-Ur-Urenkel von Samuel Rudolf Dür, Alt-Ratsherr und Polizeidirektor, der die Mühle 1840 von der Burgergemeinde Burgdorf gekauft hat, führt heute als traditionsbewusstes und nach modernsten Vorgaben konzipiertes Familienunternehmen sowohl die Mühle (in sechster Generation) als auch das Lagerhaus (in dritter Generation).

Viele Jahrhunderte in Betrieb
Hermann Dür, Jahrgang 1960, stellt in seinem Firmenrückblick vor rund hundert Gästen aus Handel, Transportwesen, Pflichtlagerhaltung, Ausstellungswesen und Verpackungsbereichen, Industrie und Gewerbe, vor Privatpersonen und Firmenchefs aus der Region und ausserhalb die Frage: «Was hat ein Lagerhaus schon zu bieten neben vier Wänden und einer Decke?» Und gibt die Antwort: «Wir sind ein Logistik-Betrieb, ‹das Logis-tik-Zentrum›, wie am grössten Gebäude auf dem Firmenareal zu lesen ist.»

Mühle und Lagerhaus überschneiden sich vielfach in der Wahrnehmung der hiesigen Bevölkerung. Sich selber bezeichnet die «Hermann Dür AG, Handelsmühle, 3400 Burgdorf, als ein in der Getreidemüllerei tätiges, mittelgrosses Familienunternehmen mit langer Tradition. Die alte Mühle im Kornhausquartier in Burgdorf, Vorgängerin des heutigen Betriebes, erscheint bereits früh in den historischen Quellen. Im Jahr 1384 verkauften sie die Grafen von Kyburg mit der Stadt Burgdorf an Bern. 1806 wurde die Mühle von Burgdorf zurückerworben, worauf sie 1840 durch des jetzigen Firmenchefs Ur-Ur-Ur-Grossvater Samuel Rudolf Dür, Alt-Ratsherr und Polizeidirektor, von der Burgergemeinde erworben wurde. 1933 erfolgte die Umwandlung in eine Familien-AG und 1939 die Gründung der Tochtergesellschaft Lagerhaus AG Buchmatt-Burgdorf als Betriebsgesellschaft zur Einlagerung von Gütern für Dritte.»

Regsamkeit und Unternehmungslust
Dür kommt auf das Frühjahr 1939 zu sprechen, als sich in Europa deutliche Zeichen für eine Rückkehr zur Machtpolitik unter Hitler mehren. «Mein Grossvater als Eigentümer der Mühle Dür in der Burgdorfer Altstadt hatte beschlossen, in der Buchmatt ein Getreidesilo zu erstellen, in dem die damalige Eidgenössische Getreideverwaltung strategische Getreidereserven für den Fall gestörter Versorgungsverhältnisse anlegen konnte», erläutert er den Gästen. Dazu musste eine eigene Rechtsform geschaffen werden, was «die Geburtsstunde der Lagerhaus AG Buchmatt bedeutet hat. Die Idee war, dass Grossvater Dür als Müller das Silo bewirtschaftet, indem er das Getreide des Silos regelmässig in der Mühle auswechselte.» In der damals nötigen Gemeindeabstimmung zu diesem Geschäft lautet der Text: «Der Silo verspricht ein Wahrzeichen unseres Buchmatt-Industriequartiers zu werden und wird ins Land hinaus die Kunde geben von örtlicher Regsamkeit und Unternehmungslust.»

Schon vor 75 Jahren praktizierte Grossvater Dür etwas, was es damals noch gar nicht gegeben hat: Globalisierung. Der Enkel erklärt: «Das allererste eingelagerte Gut war Hafer – aus Russland!»

Gezielt weiterentwickeln
Das erste, 40 Meter hohe Silo von 1939 wird im Lauf der Jahrzehnte um mehrere Immobilien erweitert. Das Gleiche gilt gezielt für das Angebot, indem neben Schüttgütern auch Stückgüter jeder Art (ausser Gefahren- und Tiefkühlprodukte) angenommen und gemäss den Kundenwünschen bewirtschaftet werden. Laut Dür «kann die Leistungspalette während der folgenden Jahrzehnte dem Markt folgend, gezielt durch Vermietung von Zellen, Räumen, gedeckten und ungedeckten Parkflächen, Paletten- und Regallagern erweitert werden. Die Lagerhaus AG erledigt Frachtführungen und Speditionen, lagert Hausrat oder besonders sperrige Güter ein, kommissioniert, palettiert, reinigt Getreide oder handelt Güter für Aktionen von Detailhändlern und deren Zulieferanten. Dafür sind flexible Lager und unregelmässig benötigte Manpower erforderlich», führt Dür aus. Das Publikum zeigt immer wieder sein Erstaunen.

Parallel dazu gilt es, die Technologie laufend anzupassen. Dür schmunzelt: Laut archivierten Jahresberichten behaupten einzelne Mitarbeiter, «schon nach wenigen Stunden Herumtragen der damals üblichen 100-kg-Säcke und trotz Znünipause nicht mehr so effizient arbeiten zu können (!!)», weshalb die ersten Stapler gekauft werden, womit nach dem Schütt- auch der Stückgutbereich mechanisiert wird. Im heutigen Logistik-Betrieb ist die Lagerhaus AG sowohl im Lowtech-Bereich (z.B. der einfachen Raumvermietung) als auch in temperaturgeführten Lagerungen, der Scannererfassung, von Allergenfragen, Rückverfolgbarkeit, Kontrolle ganz unterschiedlicher Substanzen, dem Schädlingsmonotoring, dem zertifizierten Managementsystem und vielem anderen führend.

Betriebseigene Kraftwerke
Ganz besonders stolz ist Dür auf seinen «Öko-Logistik-Betrieb», denn die gesamte Strommenge, die für den Lagerhaus- und Müllereibetrieb aufgewendet werden muss, stammt aus den betriebseigenen Wasserkraftwerken. Das Turbinenhaus steht in Sichtweite des Firmengeländes.

Als Vertreter der sechsten Generation Dür bekräftigt er: «Wir verstehen uns als Familienunternehmen mit Bodenhaftung. Wir wollen mit dem Kunden stets die genau für ihn beste Lösung finden.»

In einem ausgedehnten Rundgang besichtigen die Gäste die verschiedenen Silos, begutachten die Betriebsabläufe und lassen sich die verschiedenen Lagermöglichkeiten in unterschiedlichen Immobilien erklären. Neben der Kutschensammlung des Grossvaters fallen die Getränkevorräte von Coca Cola, die Schmiermittel von Swisslube und grosse Mengen Jute-säcke mit Kakaobohnen von der Elfenbeinküste besonders auf.

Gerti Binz

 


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