Eifrig klappern die Stricknadeln um die Wette, wenn sich die Teilnehmerinnen der Kreativgruppe an den Handarbeitsnachmittagen im Kirchgemeindehaus an der Lyssachstras­se 2 in Burgdorf treffen. Diese Zusammenkünfte finden im Zwei-Wochen-Rhythmus statt und werden jeweils von Pia Krüger und Christine Bachmann geleitet.

Beatrice, mit ihrem Hund Jackson zu Füssen, «lismet» ein flauschiges Schäfchen und Emmi ein niedliches Büsi. Rosmarie ist ganz vertieft in einen Ärmel für ihren Pullover, während Ruth einen «bhäbigen» Topflappen strickt. Am Tisch nebenan arbeitet Verena konzentriert und überaus exakt am Webrahmen: Sie lässt einen bunten Tischläufer entstehen. Und Dora umwickelt einen noch weis­sen Seidenschal mit Gummibändern, welche dann nach dem Färben für ein lustiges Muster sorgen.

Angeregtes «Gsprächle» darf natürlich auch ebensowenig fehlen wie der Kaffeeplausch im Anschluss ans kreative Arbeiten. Eine Handarbeitsgruppe wie viele, könnte man meinen. Wenn da nicht der Umstand wäre, dass jede der Teilnehmerinnen nur über maximal 20 Prozent der «normalen» Sehkraft verfügt. Die Kreativgruppe ist nämlich ein Angebot des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes. Als versierte Leiterinnen stehen den Frauen in Burgdorf Pia Krüger und Christine Bachmann mit Rat und Tat zur Seite. Sie bringen nicht nur neue Handarbeitsideen in die Kreativgruppen-Nachmittage, sondern sind auch stets zur Stelle, wenn es ums Retten heruntergefallener Maschen geht. Auch das Zusammennähen der Handarbeiten zählt zu ihrem Aufgabenbereich.
Einige Frauen frönen ausschliesslich dem Stricken, andere lassen sich von neuen Herausforderungen und Materialien begeistern, etwa vom Chaosflechten, vom Häkeln, vom Filzen oder vom Stricken mit dem Loom-Stab. Oder sie flechten einen Papierkorb, so wie Nathalie (26), welche sich vom heutigen Treffen ausnahmsweise abgemeldet hat.

An Ostern oder Weihnachten bieten die Leiterinnen auch themenbezogene Gruppennachmittage an. «Dies wird von unseren Frauen jeweils sehr geschätzt», ist von Pia zu erfahren.

«Mys Büsi passt de sicher guet zu dene glismete Müüsli vom letschte Mau», freut sich Emmi, mit 94 Jah-
ren die älteste Teilnehmerin. «Hani g’lätzget?», fragt Rosmarie. «Nume es Bitzeli, aber s’isch nid schlimm», beruhigt Christine, welche die Fallmasche am fast fertigen Jackenärmel im Nu wieder auf die Nadel geholt hat. Dora ist froh um Pias Hilfe beim Herunterstossen des umwickelten Seidenschals. Und Christine legt derweil beim Webrahmen Hand an, um wieder ein wenig mehr Platz für das Schiffchen zu schaffen.

Schon bald ist die Zeit des fleissigen Handarbeitens um, und die Kaffeetassen werden hervorgeholt. Dora zaubert einen feinen Cake und eine Tüte Salzgebäck aus ihrem Korb. Trotz strömendem Regen nimmt Bea­trice vor dem Kaffee ihren Vierbeiner an die Leine, um kurz mit ihm Gassi zu gehen. «Jackson muss trotzdem rasch raus, obwohl man bei diesem Regen sonst keinen Hund vor die Türe schickt», meint sie schmunzelnd. So wird der rundum gelungene und kreative Nachmittag auch für Jackson zu einem vollen Erfolg.

«Wir hätten noch Platz für neue Teilnehmerinnen», betonen Pia und Christine bei Kafi, Cake und Salzgebäck. Wer die aufgestellten Handarbeiterinnen oder das Angebot der Kreativgruppe näher kennenlernen möchte, meldet sich am besten bei Pia Krüger, Telefon 079 156 52 01.

SBV-Selbsthilfegruppe
Der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband SBV ist die einzige nationale und regional tätige Selbsthilfeorganisation für Menschen mit Sehbehinderung. Im Kanton Bern gibt es die Sektionen Bern, Berner Oberland und Biel. Menschen mit Sehbehinderung werden unterstützt, die berufliche Integration wird gefördert und der Austausch zwischen Betroffenen gepflegt. Mehr unter www.sbv-fsa.ch.

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