«Wir machen parteilose Sachpolitik»

  30.12.2012 Aktuell, Politik, Kernenried

Wer bei Gemeinderätinnen und Kommissionsmitgliedern in Kernenried Hinweise auf die Parteizugehörigkeit sucht, wird enttäuscht: Prinzipiell politisieren in dieser Gemeinde Männer und Frauen mit den entsprechenden Fähigkeiten, wobei die Zugehörigkeit zu einer Partei ohne Belang ist. Dabei ist es durchaus möglich, dass jemand Mitglied einer solchen ist.

Hineinwachsen ins Amt
Der amtierende Gemeinderatspräsident Markus Koller, dessen Legislatur vom 1. Januar 2012 bis 31. Dezember 2015 dauert, hat vorher bereits vier Jahre im Gemeinderat mitgearbeitet, davon ein Jahr als Vize. Sein Vorgänger Hans Rudolf Frei, der bis Ende 2011 das Gemeinderatspräsidium innehatte, arbeitete insgesamt 14 Jahre im Gemeinderat mit, davon acht Jahre als Präsident. Im Hinblick auf einen möglichst reibungslosen Übergang von einem Ratspräsidenten zum anderen wird der Nachfolger als Vize bereits aufgebaut, um in zunehmendem Mass in die Arbeitsabläufe des Ratsbüros hineinzusehen und sich mit den Dossiers vertraut zu machen. Das Ratsbüro besteht aus dem Gemeinderatspräsidenten, dem Vize und der Gemeindeschreiberin. «Das hat sich seit Langem bewährt, unsere Gemeinde fährt mit diesem Prozedere ausgezeichnet», betont Frei. Und Koller bestätigt, er habe sich bei Amtsantritt Anfang 2012 sicher in seinem Ressort gefühlt.

Personenwahlen
«Seit jeher sind es in Kernenried Personenwahlen, wenn ein oder mehrere Mitglieder in den Gemeinderat gewählt werden. Eine vermutete oder effektive Parteizugehörigkeit kommt nie zur Sprache und spielt auf alle Fälle keine Rolle», betonen Koller und Frei übereinstimmend. Bis vor Kurzem hat der Rat intern bei einer sich abzeichnenden Vakanz mögliche Kandidaturen diskutiert und die in Frage kommenden Personen dann angefragt. Heute sei es bei der beruflichen Belastung vieler möglicher Kandidaten eher schwierig, die intern bevorzugten Kandidaten zur Mitarbeit im Rat oder den Kommissionen zu bewegen.
Bei der letzten Vakanz im Gemeinderat hat sich – zur Überraschung und Freude des Gemeinderates – eine Neuerung ergeben. «Im Hinblick auf die Vakanz ist dem Rat ein Wahlvorschlag, unterschrieben von fünf wahlberechtigten Kernenriedern, unterbreitet worden. Daraufhin wurde kein Selektionsverfahren mehr in die Wege geleitet, sondern die Kandidatin, Susanne Schär, der Gemeindeversammlung als kompe­tente Mitbürgerin zur Wahl vorgeschlagen. Diese ist erwartungsgemäss gewählt worden und führt jetzt das Ressort Soziales und Gesundheit», blickt Koller zurück. Er hält fest, dass ein neues Mitglied im Gemeinderat nicht zwingend ein frei werdendes Amt übernehmen muss; Rochaden innerhalb der «alten Garde» sind auch möglich, worauf dem Neuling ein ihm entsprechendes Ressort zugewiesen wird.

Bewährtes beibehalten
Sowohl Koller als auch Frei haben seitens der Kernenrieder Bevölkerung nur Zustimmung zu diesem im Emmental einmaligen Wahlprozedere erhalten: «Es hat sich bewährt. In unserer kleinen Gemeinde mit rund 330 Stimmberechtigten können wir kein Politgezänk gebrauchen. Wir machen Sachpolitik zum Wohle aller; Vorschläge werden ausdiskutiert und diejenigen mit den besten Argumenten realisiert.»
Auf die Frage nach dem Arbeitsvolumen eines Gemeinderates beziehungsweise Ratspräsidenten einigen sich Koller und Frei auf zirka 20 Stellenprozente (einen Tag pro Woche) für den Präsidenten und rund einen halben Tag für die Gemeinderäte. «Das variiert und kann nicht auf die Stunde genau festgelegt werden. Wenn Fragen im Zusammenhang mit der Schule oder einer Schulsanierung gelöst werden müssen, hat der zuständige Gemeinderat mehr Arbeit als sonst. Das gilt auch für die anderen Ressorts. Aber übers Jahr verteilt, gleicht es sich aus», sagt Frei. Beide bestätigen, dass der Arbeitsaufwand noch nie erfasst worden sei. «Auch wenn es zwischendurch etwas hektisch wird, sind alle fünf Mitglieder des Gemeinderates ein gut funktionierendes Team, das kollegial zusammenarbeitet.»
Gerti Binz


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