Mit Kopf, Herz und Hand

  19.08.2014 Aktuell, Bildung, Kultur, Burgdorf, Bildung / Schule, Gesellschaft, Region

«Ain’t She Sweet» von Milton Ager genügte und schon hatte der Chor des Gymnasiums Burgdorf, bestehend aus Schülerinnen und vier Schülern mit Schwerpunktfach Musik der Sekunda und Prima, die Eltern in der bis auf den letzten Platz besetzten Aula der Schulanlage Gsteighof in der Tasche. Sylvia Klöti, Stufenverantwortliche der neuen Quartaner am Gymnasium Burgdorf, kam nach dem mitreissenden Eingangsstück auf den Leistungsdruck und die Leistungserwartungen der neuen Schüler/innen  zu sprechen und zitierte aus einer vorgängigen Umfrage: «Ich bin gespannt, wie die neue Klasse sein wird.» «Ich habe Angst davor, dass mich die neuen Klassenkameraden nicht mögen.» «Ich hoffe auf eine tolle Klasse mit guten Lehrern.» «Ich wünsche mir, dass ich am Gymnasium genüge.» Dass diese und ähnliche Ängste, Erwartungen und Hoffnungen bei einem Neustart in Schule oder Beruf selbstverständlich und mit einer guten Portion Humor leichter auszuhalten sind, zeigte Rektor Christian Joos gleich zu Beginn auf. Vor seiner Rede an die Anwesenden schob er als Erstes das Rednerpult zur Seite mit der Begründung: «…damit Sie kein Brett vor dem Kopf haben.»

Rektorenwitze
Rektor Christian Joos, bereits während neun Jahren am Gymnasium Burgdorf tätig, fragt seine Schüler im Fach Physik, das er in Burgdorf zusätzlich unterrichtet, beim Neustart immer, weshalb sie sich für das Gymnasium entschieden hätten. Zu seinem Erstaunen laute die Antwort jeweils: «I möcht d Matur mache.» Um bildlich darzustellen, was am Gymnasium Burgdorf gemacht wird, nahm Joos ein Rad zur Hand und befestigte an der Radnabe einen Jungenkopf – «sie sind bei uns untervertreten» – aus Plastik: «Das ist das Rad, das sich um Sie dreht.» Ein laminiertes Blatt Papier mit der Darstellung der beiden Hirnhälften, das er zwischen die Velospeichen steckte, symbolisierte das Denken: «Man denkt am Gymnasium – zumindest gibt man sich den Anschein.» Dass das Denken respektive Lernen eindeutig besser mit Herz gehe, zeigte er mit einem Plastikherz auf. «Wer beim Lernen nicht lacht, der lernt nichts!», so eine weitere Weisheit von Joos. Dass seine Witze hie und da danebengingen, hänge nicht zuletzt damit zusammen, dass sich die Schüler über einen Rektorenwitz ganz einfach nicht zu amüsieren getrauten.

Zu guter Letzt
Die Dritte im Bunde, die am Gymnasium zum Gelingen beitrage, sei die Hand. Auch sie wurde mittels eines laminierten Blattes Papier von Joos ins Rad gesteckt. «Packen Sie mit an! Tragen Sie zum Gelingen bei! Bücken Sie sich – und heben Sie die PET-Flaschen auf!», so seine zweideutige Aufforderung an die neuen Quartaner. «Bildung wird Ihr Leben verändern. Sie hilft Ihnen, die Welt differenzierter anzuschauen.» Dass es heute üblich sei, von den Maturanden am Ende der Gymnasialzeit die Aussage zu hören: «Glehrt hani am Gymer nid viu!», erschrecke ihn mittlerweile nicht mehr. 156 Wochen Unterricht bis zur Matura, davon unter anderem 600 Mathematik- und 350 Französischlektionen, hinterlassen ihre Spuren. – Florian Remund am Klavier und Christian Irmann an der Gitarre überzeugten mit ihren musikalischen und Elizaveta und Nadja Gerber mit ihren gesanglichen Soli. «It’s Only A Paper Moon» und «Bustopher Jones», zwei der durch die Musikklasse dargebotenen Stücke, sowie zu guter Letzt das Eingangsstück als Zugabe, «Ain’t She Sweet», zeugten von Kopf, Herz und Hand am Gymnasium.

Barbara Schwarzwald




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